Dexter Morgan (Michael C. Hall) hat seinen Traumberuf gefunden. Er ist Forensic Blood Spatter Analyst. Nach bestialischen Morden rekonstruiert er den Tathergang anhand der Blutspuren. Manchmal schlüpft er in einen Schutzanzug und schlägt auf einen Schädel aus Kunststoff mit sehr viel Kunstblut darin ein, was einige seiner Polizeikollegen befremdet, aber häufig zur Aufklärung eines Verbrechens führt. Seine wahre Leidenschaft kann er jedoch nur in seiner Freizeit ausleben: Dann spürt er die perversesten Serienkiller auf, fixiert sie auf einem Tisch, konfrontiert sie mit ihren Gräueln, bevor er sie mit chirurgischen Instrumenten zersägt und ihre Einzelteile in Plastiksäcken auf den Meeresgrund vor Miami sinken lässt. In seinem Apartment bewahrt er hinter den Lamellen seiner Klimaanlage einen Kasten mit Blutproben seiner Opfer auf.

Bereits nach wenigen Folgen „Dexter“ passiert etwas Merkwürdiges: Man wird zu Dexter. Man sieht die Welt mit seinen Augen, dieses unwirklich schöne Florida mit seinem kubanischem Flair. Als TV-Konsument mitteleuropäischer Prägung kann einen das schon mal in einen moralischen Konflikt bringen. Darf ich mit diesem Killer sympathisieren, nur weil er andere Killer tötet? Darf ich mich in seinem Kopf gemütlich einrichten? Genau das macht den Reiz der Serie aus. Denn dieses vermeintliche Ungeheuer ist uns womöglich ähnlicher, als wir wahrhaben wollen. Aus dem Off hören wir seine Gedanken, hören, wie er seine Schwester Debra (Jennifer Carpenter) und seine psychisch labile Freundin Rita Bennett (Julie Benz) vor seiner schrecklichen Passion bewahren will. Wir hören, wie er sich die Zuneigung im Morddezernat mit Donuts und antrainierter Hilfsbereitschaft sichert. Wir fiebern mit, wenn er in diesem latent brodelnden Thriller im Soft-Porn-Look, der obendrein die zermürbendsten Cliffhanger und Staffelenden bereithält, ein ums andere Mal seinen Hals aus der Schlinge zieht.

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