Die Straßen von San Francisco


Große Kunst passiert längst nicht mehr nur im Museum. Oddwall.com archiviert die besten der vergänglichen Werke an den Wänden der einstigen Hippie-Hauptstadt.

Besitzt man nicht den neuesten Browser, begrüßt einen Odd Wall, eine der besten Websites für Streetart weltweit, mit einer Beleidigung. „Traurigerweise betrachtest du diese Seite über einen beschissenen Browser“, steht dann in einem Popup-Fenster, das das Design einer normalen Windows-Warnmeldung hat. Dein Programm sei „elendiglich veraltet“, heißt es weiter, weshalb man nun eine „semi-behinderte Bastard-Stiefkind-Version von Odd Wall“ serviert bekomme. Aber keine Sorge – selbst mit einem System, das nicht den hohen Ansprüchen der Programmierer entspricht, lohnt es sich, bei www.oddwall.com reinzuschauen: Die Seite enthält Hunderte von Fotos der Bilder, Collagen, Poster und Sticker, die – fast immer illegal – an den Wänden der Straßen von San Francisco auftauchen. In legendären, musikhistorisch bedeutsamen Vierteln wie Mission und Haight Ashbury, die als einstige Heimat von Janis Joplin und Grateful Dead bereits vor 40 Jahren von Künstlern geprägt wurden, die gegen gesellschaftliche Normen rebellierten („The Rise And Fall Of Haight Ashbury“: www.rockument.com/haimg.html) , erscheinen regelmäßig mit die anspruchsvollsten Streetart-Bilder unserer Zeit. Die Mauern, Zäune, Garagentore und Gebäude der Stadt sind als Präsentationsort so populär, dass dort immer wieder auch Bilder von in der Szene bekannten Gästen auftauchen: Über das Menü lassen sich beispielsweise unter „The Makers“ beim Buchstaben S die Bilder finden, die die New Yorker Künstlerin Swoon bei ihren Besuchen in Kalifornien hinterlassen hat. „Ich versuche immer, die Stadt in meine Kunstwerke einzubeziehen „, sagt die ehemalige Kunststudentin, die dem Time Magazine und den New York Times Interviews gegeben hat, ohne je ihren richtigen Namen zu verraten. Einige Bilder der 30-Jährigen wurden bereits im Museum of Modem Art in New York ausgestellt, die meisten ihrer oft aus Zeitungspapier hergestellten Werke aber verwittern nach kurzer Zeit an den Wänden: „Ich versuche etwas zu erschaffen, das einen Lebenszyklus hat.Es entsteht,blüht und verfällt“ Der Vergänglichkeit entgegenwirken die Betreiber von Odd Wall: Sie fotografieren und archivieren die kreativsten Arbeiten auf ihrer Seite. Sehr inspirierend!

INTERNET SCHREIBEN FÜR DEN ME!

Da man nie weiß, welches Konzert das legendäre sein wird, von dem man in zehn Jahren schwärmt („Ich war damals dabei, als [MGMT?Santogold?MysteryJets?Vampire Weekend?etc.]noch in der kleinen Halle gespielt haben…“), suchen wir unter unseren Lesern Reporter, die für den ME-als MEPorter-von den Konzerten erzählen, die sie besuchen! Wenn es also was zu berichten gibt (und es gibt immer was zu berichten-sei es nur, dass es langweilig war), schnell einen Text an musikexpress.de/meporter! Danke!