Engel für die Massen


Nach 25 Jahren voller künstlerischer und persönlicher Höhen und Tiefen sehen Depeche Mode ihrer kommenden Welttournee mit gemessener Zuversicht entgegen. Dabei ist manches in Bewegung im stets prekären Binnenverhältnis zwischen Martin Gore, Dave Gahan und Andy Fletcher.

Depeche Mode sind zurück, und zwar gleich im doppelten Sinne. Dieser Tage erscheint ihr neues Studioalbum playing the angel, das erste seit über vier Jahren. Um sich zu dieser Platte zu äußern, sind die Giganten des Synthie-Pop nach Berlin gekommen. Das gehört sich in diesem Fall fast schon so, schließlich hat die deutsche Hauptstadt für die Band besondere Bedeutung. Mitte der achtziger Jahre hielten sich Depeche Mode regelmäßig hier auf und spielten drei Alben ein, die für sie eine kreative Wiedergeburt bedeuteten und sie zu Weltstars machten. Die Hansa-Studios unweit der Berliner Mauer waren damals ihr Refugium. Heute trifft man sie nur einen Steinwurf davon entfernt im Hyatt-Hotel am neu gestalteten Potsdamer Platz. Die Betriebsamkeit ist groß, schließlich sind Depeche Mode heute eine der kommerziell erfolgreichsten Bands im gesamten Musikzirkus. Entsprechend ist der Aufwand, der um die Musiker gemacht wird. Journalisten werden in einem eigens hergerichteten Meetingsaal empfangen, um sie herum mehrere Mitarbeiter der Plattenfirma und andere dienstbare Geister aus dem Umfeld der Band. Am Ende des Raums gibt es einen D urchlaß zu einem Nebenzimmer, in dem Andy Fletcher Platz nehmen wird. Nur er. Dave Gahan und Martin Gore sind auch da, geben aber alle Separat interviews. Wenige Wochen zuvor war das noch anders. Da saßen Depeche Mode in trauter Dreisamkeit zusammen und gaben in der neuen Düsseldorfer LTU-Arena Auskunft über ihre anstehende Tournee. Jetzt, wo das Album Gegenstand der Betrachtung ist, trennt man sich.

Martin Lee Gore verspätet sich. Für ihn hat man eine Suite ausgesucht, in der ein Piano steht. Das gute Stück wird vom Berichterstattermißtrauisch beäugt, Instrumente, die beim Interview in der Nähe eines Musikers stehen, sind eine potentielle Ablenkungsquelle. Zugegeben: Einen Song zu spielen macht bestimmt mehr Spaß, als über eine längere Zeit hochkonzentriert Frage und Antwort zu stehen. Das Tastengerät wird sich im weiteren Verlauf der Begegnung dann aber nicht als Problem herausstellen. Bedenklicher ist die Tatsache, daß Herr Gore eine sehr kurze Nacht hinter sich hat. Seine dunkel umrandeten Augen lassen vermuten, daß die Party ziemlich intensiv gewesen ist. „Ich muß mich entschuldigen, aber ich habe gestern zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder Doug McCarthy von Nitzer Ebb getroffen und es gab viel zu bereden. Wir haben früher viel zusammen gemacht und die Band war auch einmal Support auf unserer Tournee, dagehtman nichteinfach vorbei, wenn man so einen Menschen wiedertrifft.“hm liebsten hätte Gore es, wenn die Party zur Mittagszeit mit dem Berichterstatter dieses Magazins weitergehen würde. Er leiht sich dessen Zigarettenanzünder und bestellt sich auf Deutsch ein Hefeweizen. Irritiert nimmt er zur Kenntnis, daß seinem Wunsch zwar nachgekommen wird, aber nicht in vollem Umfang. „Ein halbes Glas Weizen muß reichen“, wird ihm von einem der Höflinge bedeutet.

Nachdem Gahan seit seinem Heroinentzug zum Fitneßapostel mutiert ist (Fletcher gilt als Exzessen ohnehin nicht zugeneigt), scheint Gore mit seinen 44 Jahren die Rolle des Lebemanns in der Band zu übernehmen. Allerdings hat sich für ihn zuletzt auch einiges verändert: Angesprochen auf den zum Teil recht düsteren Eindruck, den playing the angel im Vergleich zu den beiden VoTgängern erweckt, räumt er unumwunden ein:

„Mein Privatleben ist in letzter Zeit nicht so gelaufen, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich lebe zum ersten Mal in meinem Leben in Scheidung. Das ist für mich eine völlig neue Erfahrung. Dave steckt so etwas locker weg, er hat so etwas schon mehrfach durchgemacht. Ich dagegen habe ziemlich damit zu kämpfen, das muß ich zugeben.“

Was hat zu der Trennung gefuhrt?

Gore: Ich habe versagt. Es ist kein schönes Gefühl, wenn man spürt, man hat versagt. Ich stehe vor meinen Kindern und finde es furchtbar, ihnen zu erklären, daß ich es versaut habe.

Kann ich das, was die Grunde angeht, etwas konkreterhaben?

Nein, ich belasse es bei dem, was ich gesagt habe. Weißt Du, wir werden oft danach gefragt, warum diese Band 25 Jahre lang ununterbrochen existiert. Einer der Gründe ist für mich, daß wir unser Privatleben so gut es ging aus der ganzen Sache herausgehalten haben. Natürlich gab es Phasen, wo das nicht der Fall war, aber im Großen und Ganzen ist es uns gelungen. Man kann als Band einfach keine Nebenschauplätze gebrauchen. Das Interesse der Öffentlichkeit an der Musik würde nur darunter leiden.

Dave hat da offenbar eine andere Auffassung…

Glaube ich nicht. Aber er ist halt ein extrovertierter Typ. Interviews benutzt er als Therapiesitzung. Es macht ihm auch nichts aus, wenn er sich um Kopf und Kragen redet. Er sagt, er brauche das. Danach kommt er wieder zu uns und sagt, es sei nicht so gemeint gewesen. Er ist ein lieber Kerl. Ich mag ihn sehr. Aber er ist auch ein Performer. Er muß Dinge, die ihm auf der Seele brennen, nach außen bringen.

Der Hauptsongschreiber der Band hat jetzt mehr Zeit für andere Aktivitäten. So hat die Anzahl von Gores DI-Engagements in letzter Zeit stark zugenommen. Jetzt, wo er wieder unterwegs ist, stellt sich die Frage, warum Gore seine kalifornische Wahlheimat Santa Barbara nicht ganz verläßt. „Das kann ich nicht machen, wegen der Kinder. Was aber nicht bedeutet, daß ich mich in den USA wie im Paradies fühle. Man sagt, es sei das Land der grenzenlosen Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten. Welche Möglichkeiten hatten aber die vielen zurückgebliebenen Leute in New Orleans? Was konnten sie tun, um der Hölle zu entfliehen? Hatten sie eine freie Entscheidung über ihr Schicksal? Wohl kaum. Und was macht der Präsident während einer Katastrophe, die sich angekündigt hat? Er macht Urlaub und kümmert sich nicht darum, was in seinem eigenen Land passiert. Das ist doch krank!“ Gore gibt zu, daß ihn die Verhältnisse in der Welt immer zynischer werden lassen. Deshalb auch die erste Textzeile auf dem neuen Album, in der es heißt:

„I’m not sure what l’m looking for anymore, I just know that l’m harder to console.“

Worin findest Du denn Halt oder Trost?

Schwer zu sagen. Ich bin immer noch auf der Suche nach geistiger Führung. Das hört sich vielleicht seltsam an, schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste. Aber ich glaube schon, daß es gut ist, wenn man einen Leitfaden hat, nach dem man sich richten kann. Die meisten Entwürfe für einen solchen Leitfaden taugen aber leider nichts. Das betrifft vor allem die organisierte Religion.

Seit den Tagen von „Btasphemous Rumours“ müßte eigentlich jedem klar sein, daß Du der Kirche kritisch gegenüberstehst. Dabei sollst Du früher häufig Gottesdienste besucht haben.

Ich weiß, daß es solche Vermutungen gibt, aber sie sind falsch.

In der jungst in Deutschland veröffentlichten Depeche Mode-Biografie von Jonathan Miller wird ein Passus aus der britischen Teeniezeitschrift „Smash Hits „zitiert. Demnach seiest Du in den Gründerjahren der Band einmal im Monat in die Methodistenkirche gegangen.

Nein, das stimmt nicht. Ich hatte nie eine intensive Beziehung zur Kirche. Ganz im Gegensatz zu Andy und Vince, die da anfangs sehr stark involviert waren. Um das zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, wo wir herkommen. Basildon ist eine Stadt an der Peripherie von London, in der nichts passiert. Viele Menschen sehen da keine andere Wahl, als sich kirchlichen Jugendgruppen anzuschließen. Dort lernt man zu predigen und es wird versucht, Nichtgläubige vom Glauben zu überzeugen. Es gibt aber auch Dinge, die an diesen Gruppen interessant sind. Andy und Vince sind zum Beispiel immerzu diesen Musikabenden gegangen. Dort lernten sie, mit Instrumenten umzugehen und unternahmen erste Schritte, Songs zu schreiben. Da war die Kirche also zu etwas gut.

Was findest Du an Religionen so negativ?

Die Tatsache, daß mir die unmöglichsten Vorgaben gemacht werden. Nimm‘ etwa den Katholizismus. Nach dessen Lehre geht man davon aus, daß die Seele eines Verstorbenen auf die Überführung in den Himmel vorbereitet werden muß. Das geschieht durch einen Prozeß der Läuterung, das Fegefeuer. Nehmen wir nun einmal an, ein Mensch bekennt sich zum Katholizismus und sündigt. Was muß der Zeit seines Lebens für Qualen durchmachen, weil er weiß, daß er später durch das Fegefeuer gehen muß! Und es ist ja noch nicht einmal sicher, daß er dann auch wirklich in den Himmel kommt. Ich möchte zudem bezweifeln, dass sich Jesus heute wirklich als Gott sehen würde, wenn er die Chance hätte, darauf Einfluß zu nehmen. Aber das ist meine Privatmeinung. Ohnehin möchte ich das nicht als Kriegserklärung an Katholiken verstanden wissen. Glaubensfreiheit ist eine gute Sache.

Welche der existierenden Religionen ist Dir denn vergleichsweise sympathisch?

Der Buddhismus. Das Fängt schon damit an, daß Buddha ein Mensch war. Im Buddhismus gibt es eine Regel der Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen. Er ist nicht aggressiv, will sich nicht als wahre Lehre über andere Anschauungen stellen. Ich finde es auch gut, daß der Mensch gemäß der buddhistischen Lehre während seines Lebens die Möglichkeit erhält, sich vom Leiden zu befreien. Das sind gute Ansätze. Religiöse Andeutungen hat es auf Platten von Depeche Mode immer wieder gegeben, aber dieses Mal ist diese Tendenz sehr offensichtlich. Besonders die Songs „John The Revelator“ und „The Sinner In Me“ spiegeln die kritische Einstellung Gores gegenüber der Religion wider. Die Musik dazu klingt teilweise harsch und laut, fast wie zu früheren Zeiten. „Es gibt Leute, die dieses Album mit soncs of Faithhand Devotion oder mit Blackcelebratsion vergleichen. Ich persönlich sehe auch Parallelen zu violator. Uns war es wichtig, eine Platte zu machen, die man sofort mit dieser Band assoziiert. Andererseits ist der Sound sehr konfrontativ. Wenn es nach uns gegangen wäre, wäre dieser Aspekt noch stärker betont worden, aber unser Produzent Ben Hillierfand, man sollte da kompromißbereit sein.“ Gore ist hörbar zufrieden mit der Wahl von Hillier als Produzent. Im Gegensatz zu Tim Simenon und Mark Bell, die mit der Produktion der beiden Vorgängeralben betraut waren, sei Hillier kein ausgesprochner Fan der Band. Dadurch sei es ihm möglich gewesen, ohne Emotionen an die Sache zu gehen und das Beste aus den Songs herauszuholen. Er sei „einer der Faktoren, die dafür gesorgt haben, daß die Atmosphäre während der Aufnahmen so positiv wie selten war“. Positiv? Das verwundert zunächst. Vor gut zwei lahren, als die beiden Soloalben von Gore (counterfeit z) und Gahan (paper Monsters) erschienen, sah das noch anders aus. Damals schien die Band an den Konflikten zwischen Gahan und Gore zu zerbrechen. Gahan klagte damals, in der Gruppe habe nie einer ein Ohr für den anderen und es gebe nur eine Person, die bei Depeche Mode für den kreativen Part zuständig sei: Gore. Gahans Sicht der Dinge wurde in Musikexpree (Heft 6/2003) seinerzeit hinreichend erläutert. Gore selbst hat sich wenig später ebenfalls geäußert, und man fragt sich durchaus, wie es danach möglich war, all die Spannungen auf einmal zu vergessen und zu einer positiven Arbeitsatmosphäre zu gelangen. „Im ersten Moment war ich schon unglaublich sauer auf Dave. Immerhin hat er mich öffentlich als totalitären Diktator hingestellt, das höre ich bestimmt nicht gerne. Zumal es auch überhaupt nicht stimmt. Er weiß doch selbst am besten, wie es gelaufen ist. Wir hatten fest vor, auf Ultra einen seiner Songs zu berücksichtigen, waren uns dann aber alle einig, daß er nicht zu den anderen Stückenpassen würde. Dieses Mal mußten wir nicht lange überlegen. Es sind gleich drei seiner Songs aufPLAYlNC theangel enthalten, damit hat sich das Thema hoffentlich erledigt.“

Mit dieser Aussage ist das Interview fast beendet. Immerhin läßt sich Gore noch einige Auskünfte zur Zukunft der Band entlocken.

„Es ist immer schwer zu sagen, was kommen wird. Ich möchte mich aberfestlegen und sagen, daß dies n icht die letzte Platte dieser Band gewesen sein wird. Dieses Mal hat sich wieder gezeigt, über wie viel kreative Reserven wir noch immer verfügen. Es warnoch nieso, daßuns im Studio die Ideen ausgingen, aber dieses Mal lief es wirklich reibungslos.“ Und damit widmet sich der Übernächrigte wieder seinem Weizenbierglas, das immerhin noch immer zu zwei Dritteln gefüllt ist.

Andrew John Fletcher hat ebenfalls einen langen Abend hinter sich, doch zur Mittagszeit scheint es, als hätte er ihn deutlich besser überstanden als Kollege Gore. Von Fletcher weiß man, daß er dem Songschreiber der Band besonders nahe steht, ähnlich wie es früher zwischen Gahan und Alan Wilder der Fall war. Der Rotschopf ist der bei DM, der noch immer in London lebt, während Gahan seine Zelte schon seit längerem in New York und Gore in Santa Barbara aufgeschlagen hat. „In der frühen Phase unserer Karriere hätte es uns sicher geschadet, wenn wir so weit räumlich getrennt voneinander gelebt hätten. Wenn man die ersten Schritte als Band macht, muß man sich nahe sein, damit sich eine Art Gang-Mentalität entwickelt, die dichgegen äußere Einflüsse immun macht. Jetzt, wo wir alle erwachsene Männer sind, ist eine räumliche Trennung voneinander ganz gut. Aber ich gebe zu, daß ich mir manchmal wünsche, ich würde Martin öfter sehen, denn er ist einer meiner besten Freunde.“

Fletchers Rolle in der Band wird selten gewürdigt, man sollte seinen Beitrag zum Gelingen des Unternehmens Depeche Mode nicht unterschätzen. Früher hat er einen Teil der Managementaufgaben übernommen, bevor Jonathan Kessler diesen Job übernahm. Heute sieht sich der umgängliche Keyboarder als ausgleichende Kraft zwischen den Polen. „Esgibt bei uns einen Songschreiber und einen Sänger, der nun auch Songs beisteuert. Diese Aufgaben sind also besetzt und werden von den beiden bestens erledigt. Daß sich die gesamte Aufmerksamkeit auf sie konzentriert, irritiert mich nicht und macht mich auch nicht eifersüchtig. Ich würde meine Rolle mit der eines Charlie Watts vergleichen, der die Dinge bei den Stones hinter den Kulissen zusammenhält. Große Bands bestehen aus unterschiedliche Charakteren, die sich zusammenraufen und darüber eine besondere Form der Energie aufbauen.“

Fletcher sieht gerade die von internen Krisen gekennzeichnete Periode um SONGS OF faith AND DEVOTION als Beweis für die Stärke der Band an. Eigentlich waren damals alle vier Mitglieder von Depeche Mode mehr mit sich selbst als mit der Band beschäftigt. Dennoch sei es damals gelungen, eine Platte abzuliefern, die vom Publikum angenommen wurde. „Wir waren alle durch den Wind. Ich litt unglaublich unter Depressionen und Angstzuständen. Aber ich gebe zum Glück nicht den Stoff für grelle Schlagzeilen ab. Bei einem drogenabhängigen Sänger, der dabei ist, sich selbst

zu zerstören, ist das schon eher der Fall. Letztendlich wird es einer Band aber doch wohleinmal erlaubt sein, innerhalb von 25 Jahren einmal eine Krise zu durchlaufen. Wenn man so eine Krise meistert, wie es bei uns der Fall war, geht man auch gestärkt aus der ganzen Sache hervor.“ Daß es im Augenblick so stabil wie selten um die Stimmung bei Depeche Mode bestellt ist, liegt wohl auch daran, daß alle drei ihr eigenes Leben fuhren und sich nicht nur auf die Band konzentrieren.

Bei Fletcher ist da zunächst das Label Toast Hawaii zu nennen, bei dem er bisher allerdings erst einen Act veröffentlicht hat: das Frauenduo Client. Sollten die beiden Damen in nächster Zeit an einen größeren Vertrag gelangen, hätte er mehr Zeit, sich um andere Talente zu kümmern, wenn auch erst nach Beendigung der Welttournee. Während dieser Konzertreise könnte es sich ergeben, daß Fletcher das Publikum mit dem ein oder anderen DJ-Set unterhält. Das Auflegen ist für ihn mittlerweile zu einer weiteren Privatpassion geworden. Vielleicht ist es ja geeignet, dem notorisch ungeduldigen Publikum von Depeche Mode das Warten zu versüßen. Wer erinnert sich nicht an die zum Teil bedrückenden Szenen in den Jahren 1993 und 1994, als die Vorgruppen Spiritualized und Miranda Sex Garden mit seltener Feindseligkeit von der Bühne gebuht wurden? Die Band wird solche Vorfälle aber in Kauf nehmen, zumal sie über die neuesten Fans im gesamten Popzirkus verfügt. Zu Ehren welcher Band werden sonst so viele Partys mit eigenen Ritualen veranstaltet wie für Depeche Mode? „Das ist schon ein erstaunliches Phänomen. XJi haben ja immer darauf hingearbeitet, die größte Band der Welt zu sein, aber für sie werden solche Partys nicht veranstaltet. Einmal bin ich damit selbst überraschend konfrontiert worden. In Barcelona hatte man mich für einen kleinen Raum einer großen Clubanlage gebucht. Aber was lief im großen Raum? Eine Depeche Mode-Party! Es war unglaublich, auf einmal inmitten dieser ganzen Fans zu stehen und zu erleben, wie sie zu unseren Songs abfeiern.“

Nach vier Jahren Tourabstinenz sehen sich Depeche Mode einer riesigen Euphorie gegenüber, denn in der Zwischenzeit sind sie einmal mehr von einer neuen Fan-Generation entdeckt worden, die sie als Überväter des Electiopop verehrt. Fletcher sinniert: „Wir können uns wirklich glücklich schätzen. Wir haben in Daniel Miller einen Labelchef, der die Band von Anfang an behutsam aufgebaut hat und sich heute noch vorbildlich um sie kümmert. Wir stehen immer noch verdammt gut da und müssen an nichts zweifeln.“ Zuversicht allenthalben. Wie weit das neue innere Gleichgewicht, das in Zeiten der Triobesetzung bei Depeche Mode so nie zuvor vorhanden war, trägt, muß sich nun auf der am 2. November in Fort Lauderdale, Florida, startenden Welttournee erweisen.

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