Eurythmics


Die Eurythmics sind zu einer Rockband gereift. Was sich auf ihrem homogenen Album REVENGE schon andeutete, lebten Dave Stewart und Annie Lennox mit ihrer kongenialen Mannschaft nun optimal auf der Bühne aus. Da war nichts mehr zu spüren von der vorsichtigen Zurückhaltung der letzten Deutschland-Tournee, als das Duo den Beweis antreten wollte, daß ihre im Studio auf Computerbasis entstandenen Songs auch on stage funktionieren können.

Vom ersten Ton an, nachdem dieser überdimensionale Reißverschluß den Bühnenvorhang geteilt hatte und den Blick freigab auf eine kontrastreiche Schwarzweiß-Optik, war die Band präsent, offensiv, vorne an der Rampe, fast im Körperkontakt mit dem Publikum. Und nicht nur Annie aalte sich in den Wogen der Begeisterung, auch Dave kannte keine Schüchternheit, präsentierte sich endlich einmal als gleichberechtigter Macher.

Auch die begleitenden Musiker, sofern nicht an Schlagzeug oder Keyboard gefesselt, hatten ihre Solospots, allen voran Jimmy „Z“ Zavala als Zampano an Saxophonen und Mundharmonika, der er schier wahnsinnige Töne entlockte.

Ein sympathisch wirkender Personenkult also, der nicht allein auf den Schultern von Anien Lennox lastete, die gewohnt lasziv und kokett ihre Show ablieferte und erotische Vibrationen in den Raum aussandte, lange bevor sie ihren roten Büstenhalter zur Schau stellte (der tat natürlich ein übriges). Ein perfektes Schauspiel mit wohldosierter Optik und einem Hauch gezielter Theatralik. bei dem allerdings immer die Musik in wunderschön ausgespielten, mit Improvisationen gestreckten Songs im Vordergrund stand.

Daß Stewart geniale Lieder schreibt, bewies er auch mit einer auf akustischer Gitarre und Stimmen) reduzierten Version von „Who’s That Girl?“, das dadurch die Spannung eines spanischen Love-Songs bekam — ein Hauch von Flamenco, Gänsehaut garantiert.

Fazit: Zwischen „Sexcrime“ und dem Strobolight-Gewitter von „Would I Lie To You?“ brannten die Eurythmics ein musikalisches Feuerwerk ab, das sie als eine der Ausnahmeerscheinungen der internationalen Popszene bestätigte. Daß sie in den Zugaben im optisch flammenden Inferno mit „Missionary Man“ und Annies Duett mit Jontece Jamison, dem genialen „Sisters…“ sowie dem fast zärtlichen Ausklang mit „Miracles Oi Love“ noch drei draufzusetzen hatten, spricht nur für das Potential dieser Band.