Ewige Teenager


Vor 18 Jahren schufen die Violent Femmes den Soundtrack zur Pubertät. Jetzt knüpfen sie wieder dort an.

Das Ganze klingt noch immer wie die Rock’n’Roll-Version des amerikanischen Traums: 1982 stehen drei junge Männer vor jener Halle in Milwaukee, in der am Abend ein Pretenders-Konzert stattfindet. Mit Akustikgitarre, Bass und einem zweiteiligen Schlagzeug spielen sie kratzige Folk-Punk-Songs, die von der Angst vor dem nächsten Date und von Selbstbefriedigung handeln. Entzückt vom ungewöhnlichen Sound der drei engagiert Tretender lames I loneyman-Scott den schüchternen Trupp, der sich Violent Femmes nennt, als Vorgruppe. Der Rest? Geschichte! Schnell dringt der Name bis zu den Talentscouts großer Plattenfinnen vor, und schon ein lahr später erscheint das Debüt-Album der Violent Fern- mes, das bis heule mit Songs wie „Blister In The Sun“, „Add It Up “ oder „Kiss Off“ nicht nur ein fester Bestandteil von Panies, sondern auch überlebenswichtiger Soundtrack so mancher Pubertät ist. Während die einfachen Songs schnell ins Ohr gehen, greift Gordon Ganos verzweifeltes Quäken tiefer. Er artikuliert die verklemmte Frustration tausender pubertierender Gollege-Kids, die an der Ungerechtigkeit eines nichlexistenten Sexuallebens leiden. Ganos Texte werden ihr Tagebuchersatz. Die Talsache, dass man zu den Songs außerdem noch gut tanzen kann, machte das Album umso erfolgreicher. In den letzten 18 lahren verkaufte es sich über zwei Millionen Mal – mehr als jede der folgenden Femmes-Platten. Woran das liegt, fragt sich auch Bassist Brian Ritchie: „Es hat sicher damit zu tun, dass wir schon mit unserer zweiten Platte, ‚Hallowed Ground , stilistisch in eine ganz andere Richtung gegangen sind. Country Music war damals absolut nicht angesagt – während ihr F.influss auf die Rock-Musik heute unumstritten ist, wurden wir damals ausgelacht. Als wir dann auf späteren Platten auch noch auf ein breiteres stilistisches Spektrum von Jazz bis Gospel zurückgriffen, sind viele Eans einfach nicht mehr mitgekommen.“ Mit der zunehmend professionellen Produktion ihrer Platten verschwand auch die Direktheit, die dem Debül der Violent Femmes den intimen Charme eines Live-Albums gegeben haue. Eine Entwicklung, die Brian Ritchie nun korrigieren will: „Ich glaube, die Violent Femmes klingen live noch immer am besten. Deshalb wollte ich auch unbedingt eine Live-Platte veröffentlichen.“ Das Ergebnis heißt „Viva Wisconsin“ und wurde während der ’98er Akustik-Tour des Trios durch ihre Heimat aufgenommen. 20 Tracks bilden einen Querschnitt durch 18 lahre Violent Femmes. Ohne technische Tricks zeigt die Platte, warum die Violent Femmes über all die lahre ihren Kultstatus behaupten konnten: „Viva Wisconsin“ (Slogan: „Femmes back to the basics“) langweilt nichi durch schlaffe UnpluggedÄsthetik gefälliger l.agerfeuer-gitarren, sondern besticht durch das nach außen gekehrte Seelenleben des ewigen Teenagers Gordon Gano, umrahmt von Guy Hoffmans ebenso präzisem wie minimalem Schlagzeugspiel und Brian Ritchies kraftvollen, dynamischen Bassläufen.