Experimental Pop Band:


Bristol scheint ein eher trister Ort zu sein, wenn den musikalischen Statements von Davey Woodward zu glauben ist. Der Mastermind der Experimental Pop Band reagiert mit mokantem Lächeln auf Versuche, seine verschrobenen Texte auch nur annähernd zu deuten. „Ich weiß gar nicht, was die Leute wollen. Bristol ist doch eine funktionierende, saubere Stadt. Aber zugegeben, sie hat auch ihre dunklen Seiten: und wenn du mich fragst, sind nur die wirklich interessant. Von denen handeln größtenteils die Songs des westenglischen Quartetts – wenn man sich nicht gerade, wie in „Gothenburg“, einen Abstecher nach Schweden gönnt. So wie sich im Kultstreifen „Blue Velvet“ hinter der heilen Fassade einer Kleinstadt die blanke Hölle auftut, so darf auch hinter manch sonniger Harmonie auf tarmac & flames, dem vierten Album der Experimental Pop Band, eine Parallelwelt vermutet werden. Ein ähnlich fragiles Idyll entwarf vor über 30 Jahren mitTHE village green preservation society ein anderer brillanter englischer Songwriter. „Dass ich manchmal mit Ray Davies verglichen werde, schmeichelt mir ungemein „, gibt Davey zögernd zu. „Er hat sich ernsthaft mit dem Zustand der britischen Gesellschaft auseinandergesetzt, in unseren Songs hingegen spielt sich vieles im privaten Winkel ab. “ Doch die Experimental Pop Band trieft dabei nicht von Weltschmerz a la Coldplay und hat auch nichts mit dem Eklektizismus von Radiohead gemein.. „Wir versuchen möglichst unkompliziert zu klingen, was aber bitte nicht mit Langeweile zu verwechseln ist‘ , betont Davey.

„Der Gedanke, wochenlang auf Tournee sein zu müssen, bereitet mir Pein. Worüber sollte ich dann noch schreiben – über Hotelbars? In der Musik muss es immer noch etwas zu entdecken geben. Es ist doch nichts so öde wie eine Platte; bei der man schon noch dem ersten Song weiß, wohin die Reise geht. Nimm meinetwegen das neue Album von Starsailor und du weißt, was ich meine.“

Vieles klingt sympathisch holprig auf tarmac & flames -ein Rohentwurf, der weitgehend auch Entwurf geblieben ist. Wieder drängt sich der Film als Vergleich auf. „Kennst du Lars von Trier und seine Kameratechnik?“, fragt Keith,“ähnlich arbeiten wir auch. „Stimmt, tarmac & flames scheint ausschließlich mit der Handkamera gedreht, Schnittfehler, Unscharfen und Farbschwankungen inbegriffen, was dem Ganzen einen rauen Charme verleiht.