Fällt euch denn gar nichts mehr ein? 2001 wimmelte es nur so vor Neuauflagen bekannter Hits.


An und für sich sind Coverversionen ja nichts Verwerfliches. Passiert ja oft genug, dass man fremdem Liedgut ganz neue Seiten abgewinnen kann. Man erinnere sich nur an die Travis-Fassung von „Baby One MoreTime“. Charmant war die, überraschend und unterhaltsam. Alles Eigenschaften, die dem Gros der diesjährigen Neueinspielungen schmerzhaft abgingen. Ein Problem, das auch nicht neu ist, 2001 aber ein unschönes Ausmaß annahm. Beispiele gefällig? Bitte. Mitte August tummelten sich in den deutschen Single Top Ten sage und schreibe sieben Coverversionen. Die No Angels vorneweg mit „There Must Be An Angel“. Ein Cover, dass nur den einen Schluss zuließ: Annie Lennox und Dave Stewart brauchen wider Erwarten doch noch ganz dringend Kohle. Knapp dahinter, Lil‘ Kim mit „In The Air Tonite“. Selbst Amnesty International gelang es nicht, die Veröffentlichung dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu verhindern. Ähnlich unschön: „Country Roads“, endgültig zu Tode geritten von den Bierzeltdisco-Spezis der Hermes House Band. Bei „Eternal Flame“ von Atomic Kitten würde man ja gerne Gnade vor Recht ergehen lassen, wäre das Original von den Bangles nicht so wunderbar. Shaggy’s „Angel“ machte den Kohl nicht mehr fett, ebenso wenig die D.J.’s At Work, die ihr „Someday“ um Nena’s „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ herumbastelten. Einzig „Lady Marmelade“ von Christina Aguilera, Lil‘ Kim und Co. war nicht völlig unerträglich, den Originalitätspreis gab’s dafür aber auch nicht.

Dass es noch platter ging, bewiesen die lustigen Emil Bulls, die A-ha’s „Take OnMe“ durch den Nu Metal-Hächsler jagten. Ein Eighties-Klassiker mit dicken Gitarren neu aufgelegt. Was haben wir gelacht. Bisschen besser, wenn auch nicht entscheidend: „Smooth Criminal“ von der Alien Ant Farm. Gleiche Idee wie die Emil Bulls, besser umgesetzt, zumal das Video noch einiges rausriss. Den Vogel schössen aber andere ab. Oli P. seifte „Girl You Know It’s True“ von, ja richtig, Milli Vanilli ein. Stellt sich die Frage, merkt der noch irgendwas? Gleiches gilt für Tobi Schlegl, der zusammen mit seinen zu Recht unbekannten Kumpels der Combo Audiosmog (telling name, by the way) erst „Daylight In Your Eyes“, dann „When Will I Be Famous“ von Bros verwurstete. Aua. Aber selbst das war noch gar nichts gegen die vielleicht schlimmste Coverversion ever, dargebracht von der mit Sicherheit schlimmsten Koalition ever: Die notorisch ratternde Nervensäge Michael Mittermeier tat sich mit den nachgewiesenermaßen talentfreien Guano Apes zusammen, um den Besinnungstags-Klassiker „Kumba Ya“ aufzunehmen. Ein Arbeitsessen mit Abgeordneten der Al Quaida ist lustiger. Gnade!