George Thorogood & The Destroyers – Hamburg, Markthalle


Die Markthalle platzt fast aus den Nähten, so viele Leute sind zu George Thorogoods einzigem BRD-Auftritt gekommen. Überall karierte Hemden, langes bis halblanges Haar – fast keine Frauen. „Das sind wohl die Leute, die Steve Lake kürzlich als typisches Rory Gallagher-Publikum identifiziert hat“, schießt es mir durch den Kopf.

George selbst trägt weißes Schlangenleder und läßt von Anfang an den dazu passenden wilden Mann raushängen. Seine Mannen – Hank Carter. Saxofon – Bill Blough, Baß -Jeff Simon, Schlagzeug – geben unerbittlich Gas. Ein Thorogood-Auftritt – das merkt man sofort – hat keinen dramaturgischen Aufbau mit exakt abgepaßten Spannungsbögen. George fegt wie ein Besessener über die Bühne, mal im Chuck Berry-Duck-Walk, mal jagt er den Saxofonisten, mal läßt er sich jagen … ist immer in Bewegung – feuert sein Publikum an, als ginge es darum, eine Revolution auszurufen.

Der Funken springt auch sofort über. Trotz der hier üblichen Hitze wird getanzt und laut mitgegröhlt. Thorogood selbst wirkt wie ein junger Boxer, der ohne Break wild auf den Gegner eindrischt, um endlich den entscheidenden Schlag landen zu können.

Am besten sind sie ohne Frage, wenn sie voll aufdrehen. Dann kann es auch vorkommen, daß Saxofonist Hank Carter dem Meister die Schau stiehlt. Höhepunkte zu nennen, ist kaum möglich. Erstens, weil alle Stükke in ihrer Art und Interpretation sehr ähnlich sind, zweitens, weil der Set fast drei Stunden dauert.

Zwischendurch jedoch kam es bei allzu langen Solo-Passagen doch zu Längen. Gerade bei Slow-Blues-Songs verliert der Saxofonist an Ausstrahlung. Besonders vom Publikum gefeiert wurden die bekannten Nummern wie „One Bourbon, One Scotch, One Beer“ oder „Madison Blues“. Gut auch die Version des Isley Brothers-Songs „Nobody But You“. Übrigens: Der absolute Super-Gitarrist, als der Thorogood uns verkauft wird, ist er sicher nicht. Da er jedoch ersatzweise reichlich Energie versprüht, kräht kein Hahn danach.

Verborgen blieb mir allerdings, ob das Abspielen der deutschen Nationalhymne am Ende des Gigs ein Gag sein sollte.