Gnarls Barkley, Köln, Gloria


Mit Rummelplatz-Charme und den Gedanken an die nächste Kirmes im Hinterkopf: Cee-Lo und Danger Mouse servieren perfekten Kasper-Pop.

Nach dem dritten Song wandert der Blick des Sängers gen Decke. Inständig guckt er nach oben, und es sieht ein bisschen so aus, als wünschte er sich hinein in ein Flugzeug. Dort plumpsen ja bekanntlich bei Druckabfall Sauerstoffmasken herunter, und eine Extra portion Sauerstoff könnte der Sänger jetzt auch gut gebrauchen. Der Sänger heißt Cee-Lo Green, und er sieht in seinem weißen Hemd so aus wie das Michelin-Männchen. Genauer: wie das Michelin-Männchen, das lange in Schokolade gebadet und den Inhalt der Wanne nach dem Wannenbad komplett inhaliert hat. Extrem knappluftig ist die dicke Hälfte von Gnarls Barkley bereits nach kurzer Zeit, aber sie hat auch bereits sehr toll gesungen.

Ungeheuer druckvoll, dabei so schnarrend wie schneidig, und in Sachen Publikumsanimation kann es Cee-Lo locker mit jedem Schiffschaukelbremser aufnehmen. „Ich bin in der Stimmung für guten alten Rock’n’Roll“, sagt er, und die Animier-Klassiker purzeln nur so aus ihm heraus. „Cents euch gut da unten?“, will Cee-Loo wissen, und auch „Are you having fun?“ Gnarls Barkley haben, daran besteht kein Zweifel, ihren Kasper-Pop perfektioniert.

HipHop, Soul, Funk, Drogen-Orgeleien-all das kommt vor, meistens innerhalb eines einzelnen Songs. Betrüblich nur, dass man die Drogen-Orgel von Danger Mouse meistens nicht gut hören kann; der Sound im Gloria ist leider ausgesprochen matschig. Ein weiterer, klitzekleiner Makel: Die Sprüche von Cee-Lo triefen vor Rummelplatz-Charme, und erwirkt stets so, als habe er schon die nächste Kirmes im Hinterkopf. Aktuell aber muss die im Gloria über die Runden gebracht werden: „Gone Daddy Gone“ bleibt im Original von den Violent Femmes um Längen besser; bei „Neighbors“ vom aktuellen Album the oddcouple kann Cee-Lo-die Knappluftigkeit fordert ihren Tribut-endlich mal auf einem Barhocker sitzen, und im Stehen gelingt ihm dann auch noch dies und das. „Surprise“ ist die zeitgemäße iPod-Version von „Let The Sunshine In“, und werden Song nicht für allermodernste Hippie-Scheiße hält, erfreut sich vielleicht an „Blind Mary“ und findet es womöglich schade, dass Frankee Gee alias Captain Jack das nicht mehr erleben kann. Selbstverständlich haben Danger Mouse und Cee-Lo Green mehr Möglichkeiten als der diplomierte Autoscooter-Beschaller, und ein paar davon nutzen sie auch, nicht zuletzt beim Überhit „Crazy“. Und dennoch-wenn man so ein Ferrero Rocher mal aus dem güldenen Knisterpapier ausgewickelt hat, ist doch immer nur eins drin: Nutella.

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