Interview mit Suede: „Es geht darum, überwältigt zu werden“


Wir haben uns mit den beiden Gründungsmitgliedern der Britpop-Legenden Suede, Brett Anderson und Mat Osman, über ihr neues Album NIGHT THOUGHTS unterhalten, das diesen Freitag auf den Markt kommt.

NIGHT THOUGHTS ist – gerade im Vergleich zu eurer routinierten Comebackplatte BLOODSPORTS von 2013 – ein ziemlich experimentelles Album geworden. Am ungewöhnlichsten ist wohl „Learning To Be“, eher Collage als Song…

Anderson: Es ging uns diesmal nicht darum, Songs zu schreiben. Dass wir 3,5-minütige Popsongs schreiben können, haben wir schon oft bewiesen. Diesmal wollten wir eine Reise beschreiten, deswegen gehen viele der Stücke auch ineinander über. „Learning To Be“ ist ein gutes Beispiel dafür: Nichts an diesem Stück wiederholt sich, es besteht aus drei vordergründig sehr unterschiedlichen Segmenten. Als Songwriter war das eine Herausforderung. Normalerweise brauchst du für einen Song drei gute Teile und die wiederholst du dann. Manchmal reicht sogar nur ein Bestandteil für einen guten Song aus: ein guter Refrain. All diese Formeln gab es hier nicht. „Learning To Be“ ist mehr als die Summe seiner Teile – es geht um den Gesamteindruck. Ist es ein guter Song? Das ist egal. Aber er passt perfekt ins Album.

Eine Szene aus Suedes „Like Kids"-Musikvideo.
Szenenbild aus dem „Like Kids“-Musikvideo von Suede

 

Das Cover von Suedes 1994er-Klassiker DOG MAN STAR
Das Cover von Suedes 1994er-Klassiker DOG MAN STAR

Das Album wurde vom „NME“-Fotografen Roger Sargent komplett verfilmt. Wie viele Easter-Eggs sind darin versteckt? In einer Szene sieht man ein Buch namens „The Drowner“ – eine Anspielung auf eure erste Single, in dem Segment zum Song „Like Kids“ liegt ein nackter Junge auf einem Bett, der wohl das Cover von DOG MAN STAR nachstellt.

Osman: Gut beobachtet! In „Like Kids“ taucht auch der Tänzer vom Cover von „Beautiful Ones“ auf. Uns war es wichtig, dass wir nicht im Film zu sehen sind; das sollte ganz und gar Rogers Werk werden.

Anderson: Wo genau hast du das „Drowner“-Buch gesehen?

Im Teil zu „No Tomorrow“. Da wird eine Schachtel mit Büchern abgestellt und das liegt obenauf.

Anderson: Siehste mal, Kudos! Ich wusste gar nicht, ob Roger es überhaupt verwendet hat. Wir haben ihm lauter kleine Suede-bezogene Dinge gegeben, zum Beispiel auch den Bildband „Stolen Glances: Lesbians Take Photographs“ von 1991, dem wir das Cover für unser Debütalbum entnommen haben. Keine Ahnung, ob er das auch irgendwo versteckt hat. Ich sollte mir den Film gleich noch mal ansehen.

Danke für das Gespräch! Und jetzt viel Spaß mit den nächsten, frischen 25 Prozent!

ME-Redakteur Stephan Rehm (M.) im Gespräch mit Brett Anderson (l.) und Mat Osman
ME-Redakteur Stephan Rehm (M.) im Gespräch mit Brett Anderson (l.) und Mat Osman

 

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