Irgendwann das perfekte Stück


Und danach widmen sich die Foals ganz der Gartenarbeit. Aber jetzt reißen sie erst mal ein paar Zäune nieder.

Yannis Philippakis ist enstpannt. Während der Rest des Quintetts Berlin schon wieder Richtung Heimat verlassen hat, sitzt der Sänger der Foals noch in einem Hotelzimmer und gibt Interviews. Aber am nächsten Tag darf er in die Ferien fliegen. Karpathos heißt die kleine griechische Insel, von der seine Eltern stammen. Sie liegt – grob gesehen – zwischen Rhodos und Kreta und hat sich, wie Yannis erzählt, Einiges an Ursprünglichem erhalten. „Viele Traditionen sind dort noch intakt. Die Frauen tragen Gewänder, die du in Griechenland sonst nirgendwo mehr siehst. Es gibt Musikinstrumente, die wirklich nur auf dieser Insel hergestellt werden. Die Insel ist eine Zeitkapsel. Als ich noch ein Kind war, war ich dort ziemlich oft.“

Für die Aufnahmen für ihr zweites Album TOTAL LIFE FOREVER blieben die Foals in England. Aber auch dort lassen sich ja Träume erfüllen. Gemeinsam zogen sie in ein altes Haus ihrer Heimatstadt Oxford. Und Philippakis ist jetzt noch ganz begeistert: „Das ist doch etwas, das man sich als Kind immer vorstellt: Mit seinen Freunden zusammenzuleben. Eine Gang zu sein. Ein Studio im Keller zu haben. Wenn man morgens aufwachte, musizierte irgendjemand, jemand anderes saß in der Küche und setzte Kaffee auf.“ Und das Haus sei auch noch ausnehmend schön gewesen – mit einem wunderschönen Garten: „Das Wetter war zwar letztes Jahr nicht besonders, aber wir haben uns trotzdem ein wenig um ihn gekümmert. Wir haben Krokusse und Sonnenblumen gepflanzt und uns ein Windspiel gebaut. Im Keller probten unsere Freunde von den Youth Movies und Jonquil. Und selbstverständlich feierten wir dort auch ordentliche Partys.“

Mit den Basictracks aus Oxford flogen Foals dann noch mal für zwölf Wochen ins schwedische Göteburg, zu Andreas Kleerup, der sich mit Robyn den Hit „With Every Heartbeat“ teilte, aber auch schon Cindy Lauper produzierte. Den neuen Stücken ist der aufwändige Entstehungsprozess auch anzuhören. Das Debüt ANTIDOTES hüpfte vor gut zwei Jahren noch hypernervös rhythmisiert durch den Raum, die ganze Energie musste einfach irgendwo hin. TOTAL LIFE FOREVER hingegen ist vielschichtiger und dadurch auch ein gutes Stück tiefer als sein Vorgänger, das gilt nicht zuletzt auch für Philippakis‘ Texte. „Früher entstanden die eher spontan, meistens als letztes“, sagt er. „Diesmal sind sie integraler Bestandteil der Stücke und auch anspruchsvoller, wie ich finde. Ich mag abstrakte Texte. Die Verlockung ist aber auch recht groß, sich dahinter zu verstecken.“

„Mit ANTIDOTES haben wir unseren Platz gefunden. Das ist für junge Künstler sehr wichtig. Doch jetzt darf es keine Grenzen mehr geben“, sagt Philippakis. „Gerade gefällt mir die Idee sehr, irgendwann ein perfektes Stück Musik zu schreiben – und danach einfach aufzuhören und im Garten zu arbeiten oder so.“

Albumkritik S. 93

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