Joni Mitchell – Court And Spark


Ihre helle Vier-Oktaven-Stimme, mit der Joni Mitchell modulationsreich durch ihre verschlungenen Melodien turnt, trifft nicht jedermanns Geschmack – seit nunmehr fast 30 Jahren scheiden sich an der Kanadierin die Geisler. Zu unbequem und kurvenreich war ihr musikalischer Weg, als daß ihr selbst ehemals eingeschworene Fans kompromißlos die Treue hallen konnten. Mit wunderschönen romantischen Folksongs und poetischen Text-Metaphern, die ganze Heerscharen von Literatur-Studenten gierig zerpflückten, eroberte sie gegen Ende der Sechziger die Herzen der Woodstock-Generation im Sturm. Doch im Nu war Joni Mitchell schon wieder einen Schritt weiter: Sie experimentierte mit spröde-ungeschminkten Jazz-Alben wie „Mingus“ (einer Verbeugung vor dem legendären Bassisten), bis sie schließlich 1982 in das Pop-Lager wechselte. Im Rückblick auf ihr Schaffen markiert „Court And Spark“ ihre beste Schnittstelle zwischen introvertierter Folkharmonie und dem vorsichtigen Flirt mit subtilen Jazz-Strukturen. Jonis facettenreicher Stimme, die mühelos die vertracktesten Intervalle übersprang, konnte ihrer routinierte Begleitband locker Paroli bieten: Die Jazzrock-Formation L.A. Express spielte derart druckvoll und virtuos, daß unterm Strich sogar ein paar kleine Hits wie „Raised On Robbery“, „Help Me“ und „Free Man In Paris“ herauskamen. Jose Feliciano, Robbie Robertson und Larry Carlton an den Gitarren und Crosby & Nash als Backing-Sänger sind weitere namhafte Gäste auf diesem zeitlos gültigen Album, das zugleich einen wichtigen Schlüssel zu Joni Mitchells schillerndem Schaffen darstellt.