Kein Blut, keine Bomben: Kiss ohne Klimbim


NEW YORK. Und das soll ein Kiss-Konzert sein?! Drei Schrecksekunden lang starren 2200 entgeisterte Fans auf die restlos kahle Bühne hinter dem hochgehenden Vorhang des „Ritz“. Keine explodierenden Rauchbomben, keine blitzenden Laser, kein triefendes Blut — und die 13 Meter hohe Sphinx der „Hol In The Shade“-Tour ist obendrein noch Pappmache von gestern.

Die ersten angeschlagenen Akkorde jedoch verscheuchen jeden Zweifel über das als“.intimer Club Gig“ angekündigte Heimspiel der vier New Yorker (mit dem neuen Ex-Badlands/ Black Sabbath-Drummer Eric Singer). Die Parole an diesem Abend lautet: Weg von dem klebrig-pubertären Kaugummi-Rock n‘ Roll a la „Lefs Put The X In Sex“ oder Xrazy Crazy Nights“ — und zurück zu „Destroyer“ (das wohl beste Kiss-Albumvon 1976).

Das Ergebnis waren zwei fette Live-Stunden vom besten, zumindest seit sich die Band vor neun Jahren die Masken für immer abschminkte. Zugegeben, der neue Hit „God Gave Rock ’n‘ Roll To You“ klingt auch live ebenso blutarm wie auf dem neuen, 24. Kiss-Album „Revenge“, und eine Ballade wie „Every Time I Look At You“ war ins Publikum gestreutes Schlafpulver. Konzessionen an das amerikanische Mainstream-Radio eben.

Der Rest freilich ließ den Magen knurren nach mehr und machte Appetit auf die für den Sommer angekündigte Tournee, die die Rückkehr zur Kiss-üblichen Gigantomanie markieren wird.