Kula Shaker


Spirituell bis in die Knochen, sind Kula Shaker auch auf ihrem zweiten Album in Sachen Liebe unterwegs.

Der Pub ist so, wie Pubs in England nun mal sind: Die Einrichtung ist aus dunklem Holz, das Ledersofa in der Ecke wuchtig. „The Wrestlers“ heißt der Laden im Londoner Stadtteil Highgate, doch bei allen Klischees ist „The Wrestlers“ kein Pub wie tausend andere. Es ist die Stammkneipe von Kula Shaker. Drei der vier Bandmitglieder sind schon da, und eine halbe Stunde nach dem verabredeten Termin huscht auch Sänger Crispian Mills herein. Er ist bester Laune: „Es macht immer noch Spaß, Popstar zu sein. Vor allem, wenn man mit jemandem arbeitet, den man früher nur von Plattencovers kannte“. Der „jemand“ ist in diesem Fall Bob Ezrin – ein Mann, der unter anderem schon mit Peter Gabriel und Alice Cooper arbeitete und Pink Floyds Epos „The Wall“ produziert hat. Die Wahl des Produzenten mag überraschend sein, der Sound von „Peasants, Pigs And Astronauts“ ist es nicht. Die Songs auf dem zweiten Album von Kula Shaker sind eine konsequente Fortführung des Debüts „K“ – jener Platte, die im wesentlichen zusammen mit der Single „Tattva“ dafür sorgte, daß Kula Shaker 1997 bei den Brit Awards den Preis für die beste Newcomer-Band absahnten. Doch was jetzt zählt, ist die neue Platte: „Bob hal uns machen lassen. Okay, er hat wirklich ziemlich fett produziert, aber sonst entsprechen die Songs komplett unseren Vorstellungen“, betont Crispian Mills. In der Tat ist die Platte grandios überproduziert, und Kula Shakers Vorstellungen sind in etwa die des Erstlingswerks: Love, Peace and Happiness. Dazu schwummrige Orgeln, psychedelische Gitarren und die Inspiration des Indischen an und für sich. Bei „Great Hosannah“ läßt Mills irgendwie die Gestalten aus dem Hippie-Film „Hair“ um die Ecke biegen. Und wenn man bei „Radhe Radhe“ die Augen schließt, ist auf einmal alles orange – und man sieht komplett entrückte Hare-Krishna-lünger vor sich rumhopsen. Eine Vorstellung, die Kula Shaker akzeptieren können, die aber ihrer Meinung nach zu kurz greift. „Wir werden einfach anders gesehen und gehört als Madonna“, sagt Mills. Wenn die sich Sanskrit-Zeichen auf die Hände pinselt, ist alle Welt begeistert. Wenn wir spirituell unterwegs sind, werden wir nicht ernstgenommen“. Da hat er recht. Viele denken bei Kula Shaker nicht nur an Indien, sondern auch an Handschmeichler und geschnitzte Delphine aus Weichholz. „Oberflächliche Esoterik ist aber überhaupt nicht unser Ding, wir gehen tiefer. Wir stehen nach wie vor für die Liebe.“ Keine Frage: Kula Shaker sind weiter auf dem Pfad der Weisheit, und das sogar unter Geweihen, in einem englischen Pub, mitten auf einem schweren Ledersofa.