5 Gründe, warum das Maifeld Derby ein einzigartiges Festival ist – und hoffentlich bleiben kann


Beim Maifeld Derby stehen Kunst und Kultur statt Kommerz im Vordergrund – mit dieser Einstellung stehen sie in der Festivalbranche mittlerweile aber fast allein da.

Für Festivalfans ist das Maifeld Derby, das seit 2011 jährlich am Reitstadion des Maimarktgeländes in Mannheim stattfindet, etwas ganz Besonderes. Hier kommen Menschen zusammen, die eines verbindet: Sie wollen feiern, neue Musik entdecken und das ursprüngliche Festivalgefühl erleben, das den meisten Big Players der Branche durch Marken-Sponsorings, Headliner-Druck und ein immergleiches Programm mittlerweile abhandengekommen ist. Was das Event so einzigartig macht, haben wir hier in fünf Punkten zusammengefasst.

Eine Vision

Das Maifeld Derby ist ein Festival, das es so heutzutage eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Die Tatsache, dass gerade trotzdem für den 3. bis 5. September 2021 das zehnte Maifeld Derby geplant wird, ist dem Kampfgeist des Musikers, Bookers und Veranstalters Timo Kumpf geschuldet. Gemeinsam mit seiner zum Teil ehrenamtlich arbeitenden Festival-Crew stellte er bereits neun Ausgaben auf die Beine und steckte dafür auch privat immer wieder zurück. 2020 brauchte es daher nach neun Jahren Selbstaufopferung und Entbehrung einmal eine wohlverdiente Pause – um die Welt zu sehen, neue Kraft zu schöpfen und seiner Vision von einem Festival mit kulturellem Mehrwert treu bleiben zu können.

Kein Maifeld Derby 2020: Warum das Liebhaber-Festival eine Pause braucht

Kuratiertes Programm

Das Maifeld Derby hat sich fest einer Festivalkultur verschrieben, die versucht, ihr Publikum musikalisch immer wieder neu herauszufordern und ein Programm für die Zukunft der Popmusik und als Gegenentwurf zum Radio-Mainstream zu kuratieren.

Timo Kumpf legt Wert auf Vielfalt und stellte daher in der Vergangenheit für das Maifeld Derby stets ein Programm zusammen, das herausfordert. Achtziger, Neunziger und das Beste von heute? Das kommt für den Veranstalter nicht infrage: „Ich glaube nicht, dass das langfristig dazu beiträgt, dass sich die Leute mit Inhalten auseinandersetzen können. Es ist wichtig, die Qualitätsflagge hochzuhalten“, so der Festivalmacher in der Doku „Von Ponys und Dollars“.

Und das gelingt Kumpf konsequent. Beim ersten Maifeld Derby 2011 spielten seine Band Get Well Soon sowie Katzenjammer, Slut, Wallis BirdHundredsMikroboy und Ra Ra Riot. Für das vorerst letzte Festivalwochenende The StreetsHot ChipFaberVon Wegen LisbethParcelsMadrugadaTocotronicSleaford ModsHVOB, Gurr, Amyl and the Sniffers, BalthazarTeenage Fanclub sowie AnnenMayKantereit als Überraschungsgäste gewinnen.

Große Werbepartner? Fehlanzeige!

Exklusive VIP-Bereiche auf dem Aussichtsturm eines großen Getränkekonzerns, billige Plastikbrillen in Neonfarben mit Brandlogo oder gekünstelt wirkende Hashtag-Challenges von Mobilfunkanbietern – darauf verzichtet das Maifeld Derby zugunsten des Publikums und der eigenen Authentizität. Stattdessen kooperiert man beispielsweise mit der Stadt Mannheim und lokalen Partner:innen. Ein bewusster Schritt, der zwar dazu führt, dass weniger Budget zur Verfügung steht, aber dadurch auch der Spirit des Festivals erhalten bleibt.

Ein Festival ohne Gewinnabsicht

Das Maifeld Derby finanziert sich mittlerweile als gemeinnützige GmbH. Das heißt: Alles, was reinkommt, geht vollständig ins Festival – Gewinne erzielen Timo Kumpf und sein Team dabei nicht. Aber das war auch nie das Ziel. In der Festivalbranche ist das ein ungewöhnlicher Weg, den nur die wenigsten einschlagen. Denn die Veranstaltungen sind nicht nur Sehnsuchtsorte des Publikums, sondern in der Regel auch ein Wirtschaftsbetrieb, der Geld abwerfen muss, um weiter bestehen zu können. „Musik und Konzerte sind ein Geschäft. Kultur muss sich lohnen, sonst kann sie nicht stattfinden“, müssen auch die Macher der Doku „Von Ponys und Dollars“ eingestehen.

In diesem Spannungsfeld zwischen kulturellem und künstlerischem Anspruch einerseits und wirtschaftlichen herausfordernden Rahmenbedingungen andererseits navigieren die meisten Akteur:innen der Popkultur in Deutschland, von der Musikerin bis zum Festivalbetreiber.  Eine Herausforderung, arbeiten sie doch unter den gleichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie große, kommerziell ausgerichtete Festivalveranstalter und konkurrieren teils um dieselben Headliner und Besucher:innen. Eine Aufgabe, die sich nur mit viel ehrenamtlichem Engagement und Herzblut bis hin zur Selbstausbeutung der Akteure bewältigen lässt.

Ohne das Engagement der Fans geht’s nicht weiter

Mit der Spendenaktion #aufgalopp21 rief das Maifeld Derby im vergangenen Jahr dazu auf, für den Erhalt des Festivals zu spenden. Alle, die das Maifeld Derby für das lieben, was es ist, konnten so Timo Kumpf und seinem Team unter die Arme greifen.

Und das war auch bitter nötig. Die Einnahmen wurden folgendermaßen eingesetzt: „Das Geld wird ausschließlich zur Schuldentilgung und Liquidierung der Maifeld Derby UG genutzt. Nur so können wir das Maifeld Derby ohne Vorbelastung als „Popkultur Rhein-Neckar-Maifeld gGmbH“ weiterführen.“ Auch jetzt sind Spenden natürlich weiterhin gern gesehen, um die zehnte Ausgabe des Maifeld Derby Festivals, das vom 3. bis 5. September 2021 stattfinden soll, wieder zu einem unvergesslichen Wochenende zu machen.

Der Dokumentarfilm „Von Ponys und Dollars“ feiert am Freitag, 11.06.2021 um 19 Uhr auf dem YouTube-Kanal von MUSIKEXPRESS und auf musikexpress.de Premiere. Den Trailer könnt ihr hier sehen.