MGMT: Oracular Spectacular


MUSIKEXPRESS-Leser Andreas Peters über den Pop der Zukunft auf ORACULAR SPECTACULAR, dem Debüt der Newcomer MGMT: ein Album, das nicht verstanden werden will.

Was man hier geboten bekommt, ist nur schwer greifbar und doch so unendlich präsent. Flanger, Synthies und Chorus vernebeln die Sicht und gelegentlich, wenn man nicht aufpasst, dringt doch eine dieser zahllosen und unausweichlichen Popmelodien hindurch und lässt einen nicht mehr los.Dabei ist diese Platte nicht – nein – sie scheint nur zu sein. Kindlich zelebrieren Ben Goldwasser und Andrew Van Wyngarden hier eine Reise – auf den Mond, in Vergangenheit und Zukunft – doch immer dann, wenn man langsam denkt, man habe den Weg begriffen, machen sie einen Rückzieher, zurück in die Gegenwart, mit den Füßen wieder auf die Erde. „Time To Pretend“ scheint als Hymne für dieses Spielchen auserkoren, scheint mit seiner unfassbar eingängigen Hookline die Flagge zu sein, unter der ORACULAR SPECTACULAR segelt. In dessen Folge wird das famos-elektrische „Kids“ mit der Textzeile „Memories fade like looking through a fogged mirror“ zur Ode – an sich selbst vielleicht. Verwundern würde es jedenfalls kaum, klingt das Album trotz erzwungener Scheinhaftigkeit nach Sehnsucht in die Vergangenheit und Hoffnung auf das, was kommt. Deshalb ist die Platte trotz ihrer Reminiszenz an die Psychedelia der 70er ein Album für die Zukunft – schlicht zeitlos.Das Liveerlebnis verstärkt das Gefühl, dass diese Beinahe- undurchdringbarkeit gerade Teil der Wahrnehmung ist, denn im Gegensatz zu vielen anderen zeitgenössischen Künstlern, die sich in den Nicht-Grenzen des anspruchsvollen Pop austoben, muss und kann hier nichts verstanden werden. Man kann sich nicht reinhören in diese Platte – entweder man ist sofort drin oder nicht. Doch eines kann versprochen werden: wenn man drin ist, wird der Sog immer größer und stärker und dann hat man kurzerhand das Gefühl als nähmen die Beach Boys in der Zukunft ihr SGT.PEPPER’S… auf – mit freundlicher Unterstützung aus der Vergangenheit von den Modernisten von Animal Collective und Hot Chip. So kann Pop in Zukunft klingen und obendrein bekommt man noch 2 1/2 Hits.

Andreas Peters – 20.05.2008