Blackmail – Tempo Tempo

Das Gros der Plattenbesprechungen zu Blackmail kreist traditionell um folgende Behauptung: „Wären sie Amerikaner, wären sie längst Weltstars“. Lassen wir dem doch mal eben eine paar akademisch nicht ganz geheuere Gedanken folgen: Die Koblenzer hätten sich wohl problemlos das eine oder andere Album sparen und die dadurch gewonnene Zeit in einen Kampf um vier amerikanische Staatsbürgerschaften investieren können. Irgendein Billy Corgan würde Ihnen auf Presse-Kasperletheatern sicherlich verhohlen zuwinken. Die in ihrer Musik dargestellten Gefühle würden als „echt“ verstanden werdenwas ein gewisses Risiko birgt. Denn die arge Entworfenheit, die Blackmails neue Platte tempo tempo kennzeichnet, legt hier leider die Vermutung eines Missverständnisses nahe. Bereits die ersten drei Songs wuchten, brummen,sägen und scheppern derart überzogen, dass man hinter all dem Getöse schon sehr sorgfältig-dazu meist erfolglos-nach der Aussage oder zumindest der Motivation suchen muss. Beide lugen erst in dem reduzierten „The Cood Part“ durch die sonst so statisch dahinrockenden Gitarrenwände. Blackmail sind ebenso ohne Zweifel ambitionierte Musiker wie diese Platte mit viel Herzblut und vielen,geschmackvoll gesetzten Details produziert ist. Doch die eigentlichen Songs auf um po tempo sind oft schlicht zu schwach auf der Brust, um all dies Gutgemeinte zu tragen. Der loyale Blackmail-Hörer wird das komplett anders sehen und sich mit diesem Album vollauf identifizieren. Das sei ihm natürlich gegönnt. Er wird allerdings unappetitlicher als je zuvor aus der Haut fahren, wenn Blackmail im kommenden Sommer immer noch unwürdige Festivalslots zur Mittagsstunde zugewiesen bekommen und dort backstage von irgendeinem Billy Corgan ignoriert werden. Und das sei nun weder ihm noch der Band, trotz einer diesmal wenig überzeugenden Platte.gegönnt. VÖ: 28.3.

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