Courtney Barnett

 Tell Me How You Really Feel

Milk! Records/Kobalt/Rough Trade

Zweites Album als Zwischenbilanz: Das geht nur, wenn man seinen Sound so früh gefunden hat wie die Kronprinzessin des Slacker-Rock.

Nur drei Jahre, nachdem Courtney Barnett mit ihrem Debüt SOMETIMES I SIT AND THINK, AND SOMETIMES I JUST SIT die Schluffi-Herzen erobert hat, fühlt es sich an, als wäre sie schon immer da gewesen. Als säße die Australierin seit Ewigkeiten mit uns am Küchentisch, um die richtigen Fragen über die Zumutungen des Alltags zu stellen. Vielleicht wirkt ihre neue Platte deshalb nicht wie das „schwierige zweite Album“, sondern eher wie eine Zwischenbilanz.

Mit ungekannt direktem Ausblick in Abgründe: Hier bäumt sich „Hopefulessness“ langsam zum noisigen, dunklen Ungetüm auf, da schwingt „I’m Not Your Mother, I’m Not Your Bitch“ heftig die Abrissbirne. Und wenn Barnett in „Nameless, Faceless“ ein schwer verdauliches, weil schwer wahres Zitat der Autorin Margaret Atwood aufgreift („Men are afraid that women will laugh at them. Women are afraid that men will kill them“), trifft einen das besonders hart, weil man insgeheim auf die nächste lakonische Schlaumeierei gewartet hatte.)

Barnetts grungiger Signature-Sound, ihr Power-Pop und die Jonathan-Richman-Gedenkmomente bleiben erhalten; die zurückgelehnte Americana-Nummer „Walking On Eggshells“ hingegen hätte auch auf LOTTA SEA LICE erscheinen können, Barnetts Platte mit Zausel Kurt Vile. Veränderung vollzieht sich hier im Kleinen. Aber wir haben es ja auch nicht eilig: Mit Courtney Barnett bleibt man gern ein bisschen sitzen.

Klingt wie: The Lemonheads: Come On Feel THE LEMONHEADS (1993) / Liz Phair: EXILE In Guyville (1993) / The Breeders: Last Splash (1993)

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