Fast Trains And Telegraph Wires :: Elefant Records/Alive

Finales und konturenstärkstes Album der sensiblen Gitarrenpop-Historiker aus London.

Das Plattencover ist eine Ansage. So schlicht und klar haben es die Londoner noch nie gehalten. Statt eines Gemäldes oder einer Landschaftsaufnahme kommt diesmal ein Doppel-CD-Digipack in Grau und Knallorange, geometrisch wie ein Frühachtziger-Punk-Cover. Man kann das als deutlichen Schlusspunkt verstehen. Denn Fast Trains And Telegraph Wires ist die letzte Platte der Trembling Blue Stars. Man kann es auch als Zeichen dafür verstehen, dass die Band auf ihrem siebten Album der Essenz ihrer Musik so nah gekommen ist wie nie. Seit zwölf Jahren schmiedet Bobby Wratten so konsequent und kunstvoll wie nur wenige Songwriter in England kleine Juwelen aus einfühlsamen Melodien, schwebenden Gesängen und leichten Elektrosounds zu stoischem Jingle-Jangle-Gitarrenpop. Wratten ist ein Typ, der die halbe Popkulturgeschichte aufsaugt, sich in Soundtrackmusik hineinsteigern kann wie in Chansons, deutschen New Wave, Nouvelle-Vague-Filme und David Lynch. Auf Fast Trains And Telegraph Wires, das wieder von St.-Etienne-Freund Ian Catt produziert wurde, tritt die Band deutlich akzentuierter und variantenreicher auf als zuvor. „Cold Colours“, das mit seinen prägnanten Gitarrenläufen von Johnny Marrs Electronic stammen könnte, ist eine der druckvollsten Singles der Band. Die Balladen, wie etwa das schönste Stück der Platte, „Half Light“, mit dem klaren, warmen Gesang von Beth Arzy, sind transparent und kompakt und gleiten weniger Mazzy-Star-haft nebulös daher als sonst. Die wahre Abschiedsplatte aber ist die zweite CD mit sechs Tracks. Wenig Gesang, viel Stille und leise Synthieflächen. Es knistert und kratzt, als drehe die Nadel nach dem letzten Song endlose Runden auf der Schallplatte. Am Schluss singen Wratten und Arzy im knappen „The Floating World (Reprise)“: „There will be no more sad songs“. Die traurigen Lieder einer der feinsten britischen Popbands werden fehlen.

Tu Fawning