Film ab, Ton läuft :: Die zwanzig besten Soundtracks
AMERICAN GRAFFITI (MCA, 1973)
Einen besseren Rock’n’Roll-Soundtrack findet man nicht: Keine Minute vergeht, in dem in George Lucas‘ Klassiker über die entscheidende Nacht im Erwachsenwerden einer Clique von Kids in einer US-Kleinstadt anno ’62 nicht irgendein vergessenes R’n’R-Kleinod aus dem Radio tönt. Auf dem Soundtrack sind sie alle in voller Länge vereint. Über allem thront Wolfman lack, größter DJ aller Zeiten, der seine Zustimmung heult.
APOCALYPSE NOW (Elektra, 1979)
Wem setzt das Herz nicht ein, zwei Takte aus, wenn die Leinwand zu Beginn des Films in Napalmexplosionen getränkt wird und ‚The End‘ von den Doors nach totaler Stille das Chaos des Krieges auf den desillusionierenden Punkt bringt. Aber es kommt noch heftiger: Ein Hubschrauberangriff auf ein vietnamesisches Dorf wird mit Wagners ‚Walküren‘ untermalt, und im Dschungel spielt Hendrix den Soundtrack zum Untergang.
BATMAN (Warner, 1989)
Nichts war der Traumfabrik Hollywood zu teuer, um die überfällige Verfilmung des Comic-Klassikers „Batman“ zu dem Filmereignis 1989 schlechthin zu machen, lack Nicholson setzte als loker die Akzente auf der Leinwand, Prince sorgte mit cleverem High-Tech Funk für die abstrakt-sinnliche Musikuntermalung – während Danny Elfmans Score die düsteren Ecken Gothams ausleuchtete wie Wagner auf Kurt-Weill-Trip.
BLADE RUNNER (Eastwest, 1994/CD)
Ridley Scotts unerreichter Science-Fiction-Klassiker lebt von dem pessimistisch-bedrohlichen Produktionsdesign und den präzise angepaßten, unheilvollen Synthieschwaden von Vangelis, die Aufbruchsstimmung und Untergang gleichzeitig verheißen. Eine sinfonische Götterdämmerung, die zu Harrison Fords Mission nach einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick gehört wie der Dauerregen zum L.A. der Zukunft.
BLUES BROTHERS (Atlantic, 1980) Ein nicht ganz ernstzunehmendes Denkmal für die Größen des Soul: Wenn nicht gerade Bataillone von Autos zu Schrott gehen, zeigen Aretha Franklin, lames Brown, Ray Charles und der unvergleichliche Cab „Minnie The Moocher“ Calloway, was echte Musik ist. Und die Brüder Blues, Jake und Elwood auf einer Mission Gottes, haben Booker T’s MG’s im Rücken, wenn sie alte Klassiker einer Frischzellenkur unterziehen.
CLOCKWORK ORANGE (Warner, 1972) Willkommen in der gewalt- und drogengeschwängerten Welt des Droogs Alex. Kubricks Kultschocker nach dem Kultroman von Anthony Burgess hat einen nicht minder kultigen Soundtrack: Kein geringerer als Ludwig Van Beethoven muß herhalten, um die Antihelden in Stimmung zu bringen. Genialer, stilisierter Höhepunkt: Eine Vergewdl tigung im Stil alter Musical-Tanznummern zu den Klängen von ‚Singing in the Rain‘.
EASY R DER (MCA, 1969) Dennis Hopper rief bei Roger McGuinn an und hatte ein paar Tage später ‚The Bailad Of Easy Rider‘ auf dem Tisch liegen. Und auch sonst fängt der Soundtrack zu dem kleinen Hippie-Film, der das alte Hollywood wanken ließ, seine Zeit bestens ein: Hendrix, The Electric Prunes, Fraternity Of Man, und ein bescheidener kleiner Song mit dem Titel ‚Born To Be Wild‘ machen das Album zum definitven Dokument der Flower-Power-Ära.
IUDGMENTNIGHT (Sony, 1993) Der Film floppte gnadenlos. Der Soundtrack jedoch markiert einen Meilenstein des Crossover-Genres. Im Geiste von Run DMC und Aerosmith (‚Walk This Way‘) machten Metal/Alternative-Ikonen und HipHop-Stars gemeinsame Sache. Neben stahlhartem Rock von Slayer/Ice T und Faith No More/Boo-Ya Tribe gibt es verbluffend schräge Sounds von Teenage Fanclub/A Tribe Called Quest und Dinosaur Ir./Del Tha Funky Homo Sapien.
NATURAL BORN KILLERS (Eastwest, 1994) Der Soundtrack als separates Gesamtkunstwerk: Für Oliver Stones psychedelischen Mördertrip verwebt Nine Inch Nail Trent Reznor einen 28-Song-Höllenritt durch die Musikhistorie mit Dialogfetzen des Films zur akustischen Tour de Force. Beim Zusammenprall von Leonard Cohen, Duane Eddy und Lard ist det Soundtrack längst nicht mehr nur Begleitung, sondern wird zum Moderator aus dem Off, der eine ganz eigene Geschichte erzählt.
PARIS, TEXAS (Warner, 1985) Zu Wim Wenders amerikanischstem Film ein Soundtrack, wie er amerikanischer nicht sein könnte: Nur mit Akustikgitarre und Bottleneck bewaffnet, huldigt Ry Cooder (eigentlich abonniert auf Filme von Peckinpah-Nachfolger Walter Hill) in Kompositionen wie ‚She’s Leaving The Bank‘, ‚No Safety Zone‘ oder dem achtminütigen ‚I Knew Ihese People‘ der Weite, Schönheit und Einsamkeit von „God’s Own Country“.
PULP FICTION (MCA, 1994) Quentin Tarantino schreibt mit seiner scheinbar achtlos zusammengeworfenen „Pulp Music“ für den bisher besten Film des Jahrzehnts Geschichte: Denn ob Surf (Dick Dale), Funk (Kool And The Gang) oder Country (Statler Brothers), Tarantino beweist, beim richtigen Einsatz ist alles purer Rock’n’Roll. Ebenso genial: Quentins Erstling RESERVOIR DOGS, nach dem man ‚Stuck In the Middle With You‘ nie wieder so hört wie zuvor.
REPO MAN (MCA, 1984) Alex Cox‘ verrückter kleiner „Repo Man“ trifft den anarchistisch-subversiven Nerv der Drei-Akkorde-Revolution besser als jeder andere Film – und hat den Soundtrack, um das zu untermauern: L.A.-Punk-Urgesteine wie die Circle )erks, frühe Crossover-Rocker wie die Suicidal Tendencies und Originale wie Iggy Pop machen die Platte zum unentdeckten luwel. Plus: Die spanische Punk-Coverversion des ‚Secret Agent Man‘ von den Plugz.
THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW (Ode Records, 1975) Wollte man das Wort „Kult“ umschreiben, man müßte nur auf die „Rocky Horror Picture Show“ verweisen, die als einziger Film seit 20 lahren in diversen Kinos ununterbrochen läuft. Die kunterbunte Adaptation des Popart-Musicals parodiert Horror-, Science-Fiction- und Musikfilme und präsentiert als erster Film überhaupt einen Frankenstein in Strapsen.
SINGLES (Sony, 1992) Die Blaupause für die Grunge-Generation, auf der man eigentlich nur Nirvana vermißt. Für seine beschwingte Komödie über die Beziehungswirren der Twens der frühen 90er Jahre versammelte Cameron Crowe die besten Bands um sich, die die Rockrevolution der 90er zu bieten hatte: Pearl Jam, Soundgarden und Alice in Chains klangen nie besser.
2001 A SPACE ODYSSEY (Polydor, 1968) 1968 drehte Stanley Kubrick den Science-Fiction-Film, an dem man noch heute jedes neue Produkt des Genres mißt. Ein psychedelischer Rausch mit unvergeßlicher Musik, die längst nicht mehr von den Bildern getrennt werden kann. Richard Strauss und Johann Strauss müssen ‚Also sprach Zarathustra‘ und ‚Die blaue Donau‘ für „2001“ geschrieben haben.
SUPERFLY (Curtom, 1972) Dieser „Blaxploitation“-Soundtrack schlägt sogar Isaac Hayes‘ „Shaft“. Vielleicht nur deswegen, weil Curtis Mayfield den stereotypen Drogenthriller selbst so fragwürdig fand, daß er das mangelnde soziale Engagement des Films mit seinen Songs wettmachen wollte. Und so sind Tracks wie ‚Pusherman‘ knallharte Kommentare zum Leben der Schwarzen in Amerika.
SATUBDAY NIGHT FEVER (Polydor, 1977) Der erfolgreichste Soundtrack aller Zeiten markierte den Höhepunkt der Disco-Manie und ließ 1977 Abermillionen von lugendlichen im Gleichtakt tanzen. Während farbige Innovatoren wie The Tramps auf die hinteren Seiten verbannt wurden, schöpften die Bee Gees mit ihrer stromlinienförmigen, aber genialen Disco-Variante den Rahm ab.
THE HÄRDER THEY COME (Island, 1972) Noch vor Bob Marley und Peter Tosh etablierte sich limmy Cliff mit seiner autobiographisch gefärbten Darstellung des Ghettojungen als erster Star der jamaikanischen Volksmusik und löste die erste große Reggae-Welle in Europa aus. Eine kritische Success-Story zwischen entspannten Rhythmen und angespanntem sozialen Zündstoff.
ONCE UPON A TIME IN THE WEST (RCA, 1969) Der Inbegriff des Spaghetti-Westerns: Mit Fuzzgitarre, verstimmter Harmonika, pastoralen Chören und sparsamen Melodien spielte Ennio Morricone zwei lahre nach seinem ersten Klassiker „The Good, The Bad And The Ugly“ ein staubtrockenes, dreckverkrustetes, unrasiertes ‚Lied vom Tod‘, das gleichbedeutend wurde mit einem ganzen Genre.
ASCENSEUR POUR L’ECHAFAUD (Fontana, 1957) Louis Malles existentialistisches Schwarz-Weiß-Debüt von 1957 nahm die „Nouvelle Vague“ mit präzisen Bildern und dichter Atmosphäre vorweg. Miles Davis‘ unglaublich stimmige Filmmusik – eine Sternstunde des unterkühlten Jazz – fängt jede Änderung der Atmosphäre mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit ein.
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