Frank Zappa – Studio Tan
Zunächst die Fakten: ,Greggery Peccary‘ erzählt auf der ganzen Seite eins von den Abenteuern des ,kleinen Schweins‘ mit weißem Kragen, von Beruf Trendmacher: Mickey Mausund Zapp-Sprechgoung montiert mit Kompositionen, die vom Percussion-Part bestimmt werden. Eine Ton-Collage aus zerstreuten/versprengten Einzelteilen. Klassischer Zappa (-Stil). Seite zwei: ,Let Me Take You To The Beach‘, harmonisch/durchgehend, immer noch mit Mickey-Gesang. Dann: In „Revised Music For Guitar And Low Budget Orchestra“, dem Remake einer Komposition, die ursprünglich für die Violine gedacht war, wird Jean Luc Ponty’s Violine durch Zappas Gitarre ersetzt. Sehr free, sehr jazzig. ,Redunzel‘ mit einem langen Zappa-Gitarrensolo und einem kürzeren Pianosolo befreit mich endlich von ,Studio Tan‘. Zappa-Freunde stellen nun eine Rückkehr zum Alten/Vertrauten fest (,200 Motels‘, ,Hot Rats‘, ,Grand Wazoo‘), ich registriere/finde bestätigt, was mich bei Zappa-Musik schon immer genervt hat.
Damit klar ist: George Duke, Ruth Underwood, ehester Thompson und auch Zappa (das Album wurde vor einem Jahr eingespielt) sind gute Musiker. ,Wenn jemand zum Musiker wird, ist die Musik nicht mehr menschlich‘. Dieses Iggy Pop-Zitat trifft bei Zappa den Nagel auf den Kopf. Quelle: der Kopf/der Intellekt. Resultat: immer noch der Kopf. Diese Musik bleibt im Kopf hängen, wird nur hier wahrgenommen/verarbeitet. Es bleibt bei einer Bewunderung des formal so schön konstruierten Chaos, man ergötzt sich an den anspruchsvollen Kompositionen, redet im Musiker-Latein und schmunzelt (wie bei der Lach- u. Schießgesellschaft) über die satirischen Texte. Danach kann man wieder beruhigt weiterschlafen. Der Bauch/das Gefühl/ das Spontane/die Tat/ die Veränderung bleiben ausgeschaltet. Mit unserer Wirklichkeit/Zeit, mit den Tönen und Bildern, die uns umgeben, hat diese Musik nichts zu tun. Der Künstler im Elfenbeinturm.
Also: von Zappa nix Neues – ja sogar eine Unlust zu Neuem.