Popmusik für Menschen, die nichts aus der Ruhe bringen kann.

Allein die Bezeichnung „Indie-Pop-Sweetheart“, die bei der Berichterstattung über die Sängerin und Songwriterin aus New York in letzter Zeit öfter zu lesen war, verlagert die Bedeutung ihrer Musik fast automatisch in den Bereich des Niedlichen und Unbekümmerten. Und Ingrid Michaelson tut auf LIGHTS OUT, ihrem sechsten Album, eine ganze Menge dafür, um dieses Vorurteil zu untermauern.

Bereits mit HUMAN AGAIN, ihrem 2012 veröffentlichten Longplayer, avancierte sie in den USA zu einem gefeierten Popstar. Der damit wohl unvermeidlich einhergehenden Erwartungshaltung wird sie auf ihrer neuen Platte voll gerecht. Die Bandbreite ihres Programms reicht von überschwänglich lebensbejahend („Girls Chase Boys“) über lässig-groovend („Handsome Hands“) bis hin zu nachdenklich-melancholisch („Wonderful Unknown“). Damit landet sie wieder einmal punktgenau im Zielgebiet und liefert weiterhin perfektes Songmaterial zur möglichst emotionalen Untermalung von US-TV-Serien.

+Damit wäre über die „Qualität“ dieser 14 Nummern eigentlich fast schon alles gesagt. Perfekter Gebrauchspop für weiße Mittelstandsmenschen zwischen 25 und 40. Entsprechend schwer ist es, in dieser perfekt modellierten Soße auch nur ein oder zwei halbwegs positive Ansatzpunkte zu finden. Diese Musik möchte clever sein, ist aber genau das Gegenteil davon: schrecklich berechenbar und frei von allem, was guten Pop auszeichnet. Die Transformation vom Indie-Darling zum gesichtslosen Popstar ist Ingrid Michaelson mit LIGHTS OUT sehr gut gelungen. Einer weltweiten Karriere dürfte damit endgültig nichts mehr im Wege stehen.