Into the Wild von Sean Penn, USA 2007 :: Start: 31.1.

Biografie eines Vagabunden: Sean Penn auf der Suche nach dem anderen Amerika.

Von einem, der auszog, das Amerika, wie es geworden war, hinter sich zu lassen, und das Amerika, wie es gewesen war, zu suchen. Und der auf dem Weg erst sich selbst und dann in Alaska sein Leben verlor. Obwohl die flehende Folkmusik des Soundtracks von Eddie Vedder stammt, könnte Into the wild auch ein verlorener Song von Bruce Springsteen sein, vom Kaliber von „The River“ oder „Born in the USA“, ein überlebensgroßes Panoptikum von einem, der geboren wurde, um zu rennen, weil der American Dream ein gottverdammter Albtraum ist. Christopher McCandless ist tatsächlich eine Figur, die Springsteen erfinden könnte – wenn es ihn nicht tatsächlich gegeben hätte. War ein Modellathlet, ein guter Schüler aus gutem Hause. Aber hatte nach der Lektüre von London, Tolstoi und Kerouac eine zu klare Vorstellung davon bekommen, wie sein Leben aussehen könnte, als dass er nach dem Schulabschluss 1990 einfach so hätte weitermachen können. Er war 22, als er sich den Namen Alexander Supertramp gab. Verschenkte sein Geld. Und war weg. Spurlos. Tauchte mal da auf, mal dort. Und wurde schließlich gefunden, zwei Jahre später, in der Wildnis von Alaska in einem liegen gebliebenen VW Käfer, zum Skelett abgemagert, verhungert. Jon Krakauer, Autor von „In eisigen Höhen“, begab sich Mitte der 90er auf Schnitzeljagd, versuchte mit Hilfe von Briefen, Postkarten, Tagebucheinträgen und Gesprächen mit denen, die ihn getroffen hatten, dem Mann auf die Spur zu kommen. Sein Tatsachenroman diente nun Sean Penn als Wegweiser. Mit seinem Hauptdarsteller, dem sensationellen Emile Hirsch, der 20 Kilo abnahm, um McCandless mit letzter Konsequenz bis zum bitteren Ende spielen zu können, folgte er sklavisch der Marschroute dieses Phantoms. Und sammelte dabei Bilder, die bisweilen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität aufheben, Into the wild ist ein großer Abenteuerfilm, episch, lyrisch, ein Treibenlassen auf wenig befahrenen Straßen. Ein Gedicht, das sich unentwegt selbst neu entdeckt. Ein Porträt eines Jungen, der so von seiner Idee von Freiheit als einzigem Ideal besessen war, dass er damit alle vor den Kopf stieß. Eine Idee von Amerika. Ein ganz großer Springsteen-Song. Der beste, den der Boss noch nicht geschrieben hat.

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