Jolly Goods :: Walrus

Staatsakt/Rough Trade

Riot Grrrls, die ihre Liebe zu Blues und Folk entdeckt und ihren Frieden mit der Welt geschlossen haben.

Da wächst doch mal zusammen, was zusammengeblabla: Hans Unstern, erstes und bislang einziges Signing auf Nein, Gelassenheit, dem Label von Ja, Panik und Dirk von Lowtzow, geistiger Vater der frühen Ja, Panik, haben das zweite Album von Tanja Pippi und Angy produziert. Wir erinnern uns mit Wonne an diese beiden Schwestern, die vor vier Jahren auf ihrem Debütalbum Her.Barium gegen ihr damaliges Heimatkaff, Rimbach im Odenwald, ankreischten wie seinerzeit Dirk von Lowtzow gegen Freiburg. Mittlerweile ist einiges passiert: Louisville Records, das damalige Label der Band, hat sein Dasein beendet und die Jolly Goods sind zu Staatsakt, dem L’age d’or des 21. Jahrhunderts, gewechselt. Wichtiger noch: Die Schwestern wohnen nicht mehr in Rimbach, sondern – etwas vorhersehbar – in Berlin. Die Hauptstadt hat auf die Band denselben Effekt, den sie auch schon auf Ja, Panik nach deren Immigration hatte: Beruhigung. In einer Stadt, die das Gegenstück des bisherigen Feindbilds darstellt, muss nicht mehr so viel geplärrt werden. Für den Riot-Grrrl-Sound von einst gibt es kaum noch Verwendung. Bis auf ganz wenige Ausnahmen wie „Travel“ und „Try“ ist auf Walrus der Noise beschwingten Folksongs, die mit Klavier und Glockenspiel arbeiten, gewichen. Mit „Freight Train“ befindet sich sogar eine Coverversion einer über hundertjährigen Bluesnummer der US-amerikanischen Singer/Songwriterin Elizabeth Cotten auf dem Album. Aus der stachligen Raupe ist ein wunderschöner Schmetterling geworden.

Key Tracks: „If I Were A Woman“, „Black“, „The Trees“