Kevin Gorman – Chemistry Look

Die richtigen Entwicklungen in der Musik vollziehen sich ja nicht immer zwangsläufig durch evolutionäre Zufälle, wie man vermuten könnte, sondern manchmal eher durch die bewusste Reaktion des Musikers auf gewisse herrschende Zustände, die er durch seine Musik abschaffen will. Das geht mittels Dekonstruktion und aus dem Zeitkontext gerissener Interpretation, wird meistens als „retro“ falsch verstanden, aber im historischen Rückblick dann als (Revolutionäre Entwicklung gefeiert. Kevin Gorman aus Manchester ist ein Meister der Künste der Dekonstruktion und der aus dem Zeitkontext gerissenen Interpretation. Bislang hat Gorman seine Tracks auf seinem eigenen Label Mikrowave veröffentlicht, sein Album chemistry look erscheint nun auf DJ Hells Gigolo-Label. Schon auf „DMX“, seiner ersten 12-lnch für Gigolo, hat Gorman die Erkenntnisse, die er aus oldschooligem Detroit- und immer noch omnipräsenten Minimal-Techno gewonnen hat, zusammengeworfen und zu einem flirrenden, funky Track komponiert, der den einen oder anderen Stolperstein in sich trägt Der Titeltrack „Chemistry Lock“ plinkert und stolpert wie der Soundtrack eines alten Videospiels aus der Abstraktion heraus in die Tanzbarkeit. „Voxbox“ entwickelt sich von der M ini mal-Techno-Karikatur zu einem komplexen Electro-Jazzer und wieder zurück, chemistry look passt hervorragend in die Post-Minimal-Ära, weil sich die dunkle, atmosphärische Musik den 08/15-Referenzschemata entzieht und im Gegensatz zum Minimal Techno den richtigen Humor kennt. In zehn Jahren kann man Kevin Gorman dann ja bescheinigen, mit chemistry look der elektronischen Musik aus dem Minimalgetto geholfen zu haben.

>» www.myspace.com/kevingorman