Lask

LASK ist geistiges Kind des Aachener Saxophonisten Ulrich P. Lask, der in den Siebziger Jahren in diversen deutschen Jazzformationen gespielt hat. Seit einem Jahr nutzt er auch die Möglichkeiten von Synthesizern und läßt sich dabei gar nicht mal von seinem Jazz-Background, sondern von den Tendenzen moderner Popmusik inspirieren. Seine Synthis wiederholen rhythmische Sequenzen, verschachtelt, gegeneinander laufend und begleitet von Schlagzeuger Meinolf Bauschulte, dessen musikalische Vergangenheit zwischen Nightclubs und experimenteller Percussions-Musik eine ähnliche Vielfalt aufzuweisen hat. Sein Spiel zu diesen Sequenzen klingt betont unmodern, nämlich knochentrocken und hart, dabei keine Spur minimalistisch und ohne wummernde Base-Drum für taube Tänzer. Schnell und phantasievoll kommen die Schläge, für Monotonie bleibt kein Platz.

Auf diese ohnehin gute Basis legt Lask sein als Soundinstrument überaus variabel eingesetztes Altsax. Hier macht sich Erfahrung und Routine einmal absolut positiv bemerkbar, denn selten einmal hat ein Jazzer so geschmackvoll und diszpliniert „einfache“ Musik („Funny Stuff/ with a Beat“) gespielt, ohne dabei in bloße Nachempfindung abzudriften. Es gibt abgehackte Rhythmus-Phrasen von atemberaubendem Drive, langgezogene Klagelaute und freie Passagen, aber nie zuviel des Guten.

Die britische Sängerin Maggie Nichols macht LASK endgültig zum Meisterwerk. Das Spektrum ihrer ausdrucksstarken Stimme ist riesengroß. Subtil und souverän, gefühlvoll und sehr weiblich legt sie persönliche Akzente in Wort und Ausdruck, manchmal spricht sie direkt zum Hörer, dann wieder flicht sie ihre schönen, fast volkstümlichen Melodie-Sprenksel ein. Auf „Drain Brain“ etwa verbindet sie ein Folk-artiges Thema mit Zitaten aus „Blue Suede Shoes“, getrieben vom für sie ungewohnt harten Beat.

In letzter Zeit gab es ja bereits ein paar spärliche Versuche deutscher Jazz-Wave-Fusion (befriedigend: die Experimente von H. Goebbels/ A. Harth; schwach: Xao Seffscheques grobschlächtiges Werk JA-NEIN-VIELLEICHT) und heute erscheint ausgerechnet auf dem ultra-konservativen ECM-Label eine erste, richtungsweisende Platte auf diesem Gebiet.

LASK ist Musik für die, die DAFs Kassetten-Sequenzen leierig finden. Die beiden letzten Songs auf der genialen zweiten Seite lassen diese nämlich Lichtjahre hinter sich.