Lost In Translation von Sofia Coppota, USA 2003

Bill Murray lässt uns Tränen lachen. Und mit einem Lächeln weinen „Blicken Sie in die Kamera wie ein Freund!“ Wertvolle Anweisungen. Aber sind sie wirklich die exakte Übersetzung dessen, was der japanische Regisseur da in seiner Muttersprache gesagt hat, um den amerikanischen Star Bob Harris in einem Whiskey-Werbespot zu dirigieren? Oder ist etwas in der Übersetzung der Dolmetscherin verloren gegangen? Letzteres ist ein nagender Verdacht, den der 50-jährige Schauspieler seit seiner Ankunft in der unpersönlichen Metropole Tokio nicht mehr abschütteln kann. Wenn er allein im Kimono in seiner Luxus-Hotelsuite sitzt und darüber reflektiert, wie es zum absoluten Stillstand seiner Karriere und seiner Ehe kommen konnte, wirkt er nicht nur wie ein Fremder in einem fremden Land, sondern auch in seinem eigenen Leben. Nur ein paar Zimmer entfernt macht sich die 25 Jahre jüngere Charlotte die gleichen Gedanken: Die Yale-Absolventin fühlt sich in einer oberflächlichen Ehe mit einem hippen Promi-Fotografen gefangen und sieht ihr Leben an sich vorüberziehen. Immer wieder überschneiden sich die Wege von Bob und Charlotte.

Dann kommen sie an der Bar ins Gespräch und daraus entwickelt sich eine zärtliche Freundschaft (oder mehr), eben weil die Worte, die sie einander sagen, nicht in der Übersetzung verloren gehen. Das klingt erst einmal nicht nach einem allzu prickelnden Filmstoff. Aber Sofia Coppola (the virgin suicides), Tochter des großen Francis Ford Coppola, findet einen Weg, uns mit entwaffnender (offenkundig autobiographischer) Ehrlichkeit und wunderbarem Humor direkt in die Seelen dieser beiden Menschen blicken zu lassen. Wie ein guter Song von Air (die zum Soundtrack beisteuerten) berührt ihre träumerische Eloge an die Melancholie nie den Boden. Ein Film wie Jet Lag: Es ist das wahre Leben, durch das die herausragenden Bill Murray und Scarlett Johansson hier schweben – und doch scheint man es nur von außen mitzuverfolgen. Außer in dem Moment, in dem Murray in einem Karaoke-Club Roxy Mih sics „More Than This“ singt. Um zu verstehen, dass es sich um die exquisiteste Film-Liebeserklärung seit langem handelt, bedarf es da keiner Übersetzung.