Martin Kohlstedt

Flur

Warner Classics (VÖ: 27.11.)

Martin Kohlstedt kehrt nach Synthie- und Chor-Experimenten zurück zum Solo-Klavier.

Die Neoklassik hat ein großes Problem: Streaming-Plattformen fahren mit öde funktionaler Einschlafmusik den Neoklassik-Karren in den Dreck. Easy-Piano-Chillout et cetera. Sogar Hauschka und Chilly Gonzales, einst Rebello-Pioniere, haben zuletzt zahme Alben vorgelegt, die unauffällig plätschern wie dekorative Springbrunnen.

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Martin Kohlstedt, 32, ein Roboter bauender Nerd-Boy aus Weimar, schien die Rettung zu sein: Er hatte sich zwar schon als Kind regelmäßig ins Klavier gelegt, aber dann lag da irgendwann ein Synthie aus seiner HipHop-Band rum (fun fact: Chilly und Hauschka kamen ja auch mal vom HipHop), und Kohlstedt ließ die beiden, die analoge und die digitale Klaviatur miteinander diskutieren, warum auch nicht? Alles auf eigenem Label, aber fürs gigantische Projekt mit einem 70-köpfigen Chor ging Kohlstedt dann 2019 doch zur Major-Plattenfirma.

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Offenbar ist er gekommen, um zu bleiben, allerdings gewissermaßen mit Reboot, nämlich zurück zum Solo-Piano. Ein Move gen Mainstream? Intim mikrofoniert, kann man dem Klavier lacknah beim Glitzern zuhören, aber eben auch der im besten Sinne schmutzigen Mechanik darunter. Kohlstedt ist immer gut für überraschende Kurven, selbst wenn er mal sekundenlang Ryuichi Sakamoto oder Philip Glass zitiert.

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Stellenweise hat der Kohlstedt’sche Klavierklang fast etwas von einer Jazzgitarre, wie macht er das bloß? Es fehlt einem ein wenig der Kohlstedt, der sabberte, spooky lachte und seine Synthies schreien ließ, aber es gibt eben eine Zeit für alles, und jetzt ist offenbar eine Zeit, zärtlich zu sein.

„FLUR“ im Stream hören:

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