Nick Cave & The Bad Seeds :: No More Shall We Part
Der Mann kann weinen: „The tears are welling in my eyes again / I need 20 big buckets to catch them in 20 pretty girls to carry them down / And twenty big holes to bury them in“, singt Nick Cave, ohne freilich einen Grund zum Heulen zu haben. Drogenfrei ist er, und mit 43 Jahren auch ein bisschen altersweise. Außerdem hat er mit No More Shall We Part das vielleicht beste Album seiner an guten Platten nicht armen Karriere hingelegt: Wer das intime MURDER BALLADS und das intensive The Boatman’s Call mochte, wird No More Shall We Part lieben. Und wer Caves jüngere, chansonesque Werke hasst, weil er das Rabaukentum der Birthday Party vermisst – der wird das neue Album auch lieben. Denn hier strahlen Caves begnadete Melodien auf der Höhe seiner Schaffenskraft, ohne dabei deren musikalische Umsetzung in den Schatten zu stellen: War schon The Boatman’s Call sehr sparsam, tourte er zuletzt nur mit Geigenbegleitung, so dürfen Blixa Bargeld und Co. nun stellenweise wieder kräftig in die Saiten langen: „My Sorrowful Wife“ beginnt als verhaltene, erzählerische Klage, um in einem eruptiven, dekonstruierten E-Citarrensolo aufzugehen. Und „Darker With The Day“ beginnt als Liebeslied, bevor es sich als Gebet entpuppt. Wer will, kann hier wieder die gewohnten Themen entdecken: Gewalt, Liebe, Spiritualität. Dass Cave mal wie Roger Waters klingt („God Is In The House“), mal wie Leonard Cohen („Hallelujah“), das tut der guten Sache keinen Abbruch: Es wird dieses Jahr kaum eine zweite Platte erscheinen, die so echt, harmonisch und zornig zugleich ist. Ein Geschenk.
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