
Wie schnell Phoebe Bridgers zu einem großen Namen geworden ist! Im Herbst 2017 erschien ihr zu Recht gefeiertes Debüt, danach sang sie mit Matt Berninger, interviewte Mark Kozelek, war Teil der Super-Songwriterinnen-Group Boygenius, gründete mit Conor Oberst Better Oblivion Community Center, hatte einen Gastauftritt bei The 1975.
🛒 „PUNISHER“ bei Amazon.de kaufenEntsprechend groß sind die Erwartungen, wenn nun PUNISHER aufliegt, ihre zweite Platte. Wohin wird die Reise gehen? Ab in ganz andere Sphären, wie Justin Vernon es getan hat, der Kollege, der Ende der Nullerjahre ähnlich rasant aufgestiegen war? Die zwei vorab veröffentlichten Stücke beruhigten Fans, die auf Bewährtes hofften: Der „Garden Song“ ist große Songwritingkunst, ein berührender Dialog der jungen Phoebe mit der Phoebe von heute, „Kyoto“ erzählt als Indie-Rock-Hit im Juliana- Hatfield-Stil von den Erfahrungen einer Japan-Reise.
Sind diese beiden Stücke durch, beginnt das Album so richtig. Das Titelstück flirrt durch die Luft, im Hintergrund gönnt sich Bridgers eine Roboterstimme, das Spieluhr-Gitarrenspiel erinnert an Radioheads „No Suprises“, die Sängerin erzählt von der Suche nach einem Geist, den sie zu kennen glaubt, Arrangement und Melodie sind atemberaubend. „Halloween“ hat eine getupfte Blues Gitarre, die an Bon Iver oder an einen in Watte eingepackten Tom Waits erinnert, die sehr spartanischen Drums hat Großmeister Jim Keltner eingespielt, am Ende singt Conor Oberst mit: Man darf sich diesen und viele andere Songs auf PUNISHER wie ein von Phoebe Bridgers erstelltes und geführtes Team vorstellen, in dem jeder seine Rolle kennt, diese makellos ausfüllt und damit für ein magisches Miteinander sorgt.
Die Reise findet ihr Ende in „Graceland Too“, einem Haus in Memphis, das ein Elvis-Jünger seinem Helden als Schrein eingerichtet hatte. Der Countrysong erzählt von Liebe als Leidenschaft, bevor „I Know The End“ alles, was PUNISHER auszeichnet, zusammenfasst: die Erinnerungen und die Sehnsucht, die Einsamkeit und die Suche. Doch zwei intime Minuten bricht Phoebe Bridgers dann noch einmal auf: Apokalypse, Aliens, ganz großes Kino!
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