Prince & The New Power Generation

DIAMONDS AND PEARLS (SUPER DELUXE EDITION)

Paisley Park Enterprises/Sony/Warner (VÖ: 27.10.)

Sparsamkeit don’t matter 2 Night: Gewaltiger Re-Release vom zweiterfolgreichsten Album des Funk-Pop-Genies.

Eigentlich hätte es, wie so oft im hochproduktiven Schafen von Prince, anders kommen sollen: Ursprünglich wollte The Purple One 1991 eine vier bis fünf CDs umfassende Box mit unveröffentlichtem Material herausbringen. Label Warner war das zu heikel: Zwar hatte der bestsellende BATMAN-Soundtrack 1989 das Vertrauen in sein kommerzielles Potenzial wieder hergestellt, nachdem LOVESEXY 1988 die Top Ten knapp verfehlt hatte. Doch BATMANs Durchmarsch war vor allem einer beispiellosen Marketingkampagne geschuldet – anders lässt sich der Erfolg des Cut-up-artigen „Batdance“, dem bizarrsten Nr.-1-Hit der US-Chartsgeschichte, nicht erklären – und schon der Nachfolger, GRAFFITI BRIDGE von 1990, warf keinen entscheidenden Hit ab.

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Warners Gegenvorschlag einer Doppel-CD, bestehend aus einer überfälligen Greatest-Hits-Sammlung und dem 1987 in letzter Minute zurückgezogenen, von Prince als „böse“ erachteten BLACK ALBUM, setzte der Nimmermüde im Februar 1991 ein völlig neues Werk entgegen: DIAMONDS AND PEARLS war die erste Platte, die er mit seiner neugegründeten Backingband The New Power Generation einspielte, die ihn mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem Tod begleiten sollte. Zur Erleichterung seiner Plattenfirma war das Album voll offensichtlicher Hits – und das, obwohl die Leadsingle „Gett Of“ noch gar nicht auf der Tracklist war. Den Song nahm er erst im Mai auf und war dann so begeistert davon, dass er ihn als 9:22 Minuten währenden „Damn Near 10 Minutes“-Mix umgehend als EP veröffentlichen wollte, zusammen mit den Hochkarätern „Cream“, „Horny Pony“ und „Money Don’t Matter 2 Night“. Pearls vor die Säue quasi.

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Warner intervenierte. Prince rächte sich mit einer auf 1.500 Stück begrenzten Maxisingle der XL-Version von „Gett Of“, die er pünktlich zu seinem 33. Geburtstag an Radiostationen verschicken ließ. Warner wollte den Fans nach GRAFFITI BRIDGE eine Verschnaufpause gewähren, zog mit der offiziellen „Gett Of“-Single, sowie dem ganzen Album dennoch fx nach. Zwei Jahre darauf sollte sich Prince als Zeichen seines Protests gegen Warner ein „Slave“ auf die Wange schreiben und seinen Namen zugunsten eines unaussprechlichen Symbols ablegen.

Erstmals setzte Prince keine Trends, sondern glich sich bestehenden an

Nachdem „Gett Of“ nur ein erstaunlich niedriger Platz 21 in den US-Charts vergönnt war, erreichte das wie etwa „Kiss“ simple, aber hocheffektive „Cream“ Rang 1. Beides eingängige Tanzgebote um das übliche Sujet des Schnackselns, beide – was ein kommerziell fieser, künstlerisch gesehen aber cooler Move ist – mit derselben B-Seite versehen: dem fanfartastischen Fanfavoriten „Horny Pony“. Die albumtitelgebende Ballade, sowie das von gleich zwei Videos garnierte, sozialkritische „Money Don’t Matter 2 Night“ als weitere Single Gewinner machten DIAMONDS AND PEARLS hinter dem PURPLE-RAIN-Soundtrack zu Prince’ zweitertragreichstem Album.

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Stilistisch bediente er sich primär an Funk wie „Jughead“ und Pop (aufgrund der Paarung naheliegende Frage: Gibt es Prince eigentlich als Funko-Pop!-Figur? …google, google… Ja, gibt es), sowie der damals aktuellen R’n’B-Inkarnation New Jack Swing. Allerdings vollführte er auch eine überraschende Zäsur, nach der HipHop-Parodie „Dead On It“ 1987 dann doch verstärkt auf Rap-Einlagen und fettere Beats zu vertrauen. Erstmals setzte Prince keine Trends, sondern glich sich bestehenden an. Doch wie parallel dazu Bowie verstand er es, sie schlüssig und respektvoll einzuarbeiten. „Push“ ist ein Parade(no pun intended)beispiel für die sexy Hochzeit von Rap und Prince’ Trademarksound.

Insgesamt 105 positions in a one night stand

Die Kehrtwende ging in die richtige Richtung und sollte ihn im Folgejahr zu einem seiner härtesten und besten Songs führen: „My Name Is (nicht mehr lange – Anm.) Prince“. Sein vorletztes Album mit Mainstream-Appeal (MUSICOLOGY und 3121 in allen Ehren, aber nothing compares 2 Prince’ Massenmagnetismus der 80er und frühen 90er) erscheint nun in allerhand Neukonfigurationen. An vorderster Front steht eine Version mit zwölf LPs oder sieben CDs, die neben dem remasterten Original 47 unveröffentlichte Stücke enthält, dazu den Mitschnitt einer Show im „Glam Slam“-Club.

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Der Gig eröffnet als Konzertfilm auch eine Bluray, die den Auftritt bei den Special Olympics 1991 enthält, außerdem einen bisher nicht gezeigten Soundcheck und die 1992 urveröffentlichte „Diamonds And Pearls Video Collection“. Macht insgesamt 105 positions in a one night stand – insofern man die (new) staying power hat, sich diesem insatiable Mann eine Nacht lang hinzugeben.

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