Warme/elektronische Warnsignale aus der Atmosphäre senden Duet Emmo mit OR SO IT SEEMS. Schleichende, pulsierende Rhythmus-Impulse bahnen sich einen Weg zum sehr schönen/räumlichen Gesang. Bohrende Herzschlag-Frequenzen mit leichter Tendenz zum Synthesizer-Pop der Yazoos & Depeche Modes – wenn da nicht dieser kristallene Wire-Sound wäre.

Duet Emmo. das sind die ex-Wire-Leute Bruce Gilbert und Gary Lewis plus Daniel Miller, der Electronic-Spezialist vom englischen Mute-Label Ein faszinierender Ausflug in die Kälte des warmen Herzes. (Maxi-Single, Intercord 126 809) (4) Bleiben wir beim rhythmus-orientierten Elektronik-Beat. Diesmal jedoch mit den warmen Wellen der Harmonie und Melodie Aus Düsseldorf. ICH LIEBE DICH, eine neue Produktion von ex-Kraftwerk und ex-Neu-Multi-Instrumentalisten Klaus Dinger und seinen Mitspielern, genannt La Düsseldorf.

Das Stück ist bombastisch, schwulstig (das ist nichl negativ gemeint!), der Text bleibt – gottseidank – bei „ich liebe dich“, mehr nicht. Konsequent monoton & begrenzt. Nicht schlecht. Nicht aufregend. (Maxi-Single, Teldec 6.20208 AE) (3)

Auch monoton im Rhythmus, auch elektronisch im Sound, auch poppig im Tanz – aber sehr hypnotisierend und inspirierend ist dagegen I’LL GO TO von Alvi & The Alviettes.

Alvi ist eine Frau und singt mit einer japanisch-französisch klingenden Stimme in Englisch, und auf der Rückseite dieser Single in Französisch (MON AMOUR. sehr melancholisch – aber nicht wie Jane Birkin!). (Single, Eigelstein PA 5101) (4) Mehr Liebe, aber diesmal mehr Trivialität & Naivität & Kitsch bieten selbstbewußt die Lost Gringos auf der Single BARGELD/AMORE, ein Werk aus dem immer rührigen Haus Ata Tak (Düsseldorf).

Da gibt es drei zwölfjährige Sängerinnen (genannt: Las Gringitas), da gibt es natürlich auch den Pyrolator (am Synthesizer). Ein munteres Stück, zwischen Swing, Jazz, Pop und Clearasil. (Ata Tak WR18) (2)

Dann schon lieber mehr Unruhe/ Bewegung, mehr ANMUT & WÜRDE, so der Titel des zweiten Albums von Andy Gioibino, bei dem man nicht umhinkommt ihn mit dem Soundbüd der Residents in Verbindung zu bringen. Diese LP ist ein stolpernder Electro-Rhythmo-Ritt durch das funkige/unschuldige Land der Freude. Viel Imagination und wenig Klischees, Eine Perle inmitten des Schrotts. (Zickzack ZZ 175) (5)

Apropos Residents: Von ihnen gibt es RESIDUE, eine Ansammlung von bisher unveröffentlichten Experimenten (darunter ein Stück aus dem Jahr 71), Raritäten (z.B. „Whoopy Snorp“) und der Original-Version des Stücks „Ups And Downs“ in voller Länge; die einminütige Fassung erschien auf ihrem COMMERCIAL ALBUM. Und da ist auch eine Version vom „Jailhouse Rock“ – natürlich im bewährten Swing der Residents-Verfremdung. (LP, Ralph Records 8302) (4) Mexikanisch-spanisch wirkt der neue Pop-Ausflug der Pale Fountains. PALM OF MY HAND läßt sich in die Reihe der neuen, klaren und sauberen Pop-Beat-Musik ä la Aztec Camera stellen. Locker, lieb – aber wer braucht das? (Single, Virgin VS 568)(2)

Ebenso neutral/geglättet klingt die neue Maxi-Single von China Crisis. Ein bißchen funky, heller Gesang, eine hüpfende Pop-Melodie und tragende Mystik im Text. Titel: TRAGE-DY AND MYSTERY. Der Kitsch bricht dann endlich durch, wenn am Schluß eine Oboe auftaucht. Märchenmusik heißt die Welle, die gerade aus Liverpool ausläuft. (Virgin VS 587-12)(1) Aus Amerika kommt NUTS AND BOLTS. em wirklich bnlliantes/vielseitiges Album der beiden Bongos-Mitglieder Richard Barone und James Mastro. Ein folk-orientiertes (akustische Gitarre & Harmonica), melodisches Debüt mit vielen Pop-Momenten. „Jacob’s Ladder“, ein Instrumentalstück, könnte von den Talking Heads sein. Hervorragend! Ebenfalls ihre Version des Klassiker-Juwels „Dizzy“ (von Tommy Roe) (Passport Records PB 6021, über WishboneRec.) (6)

Chris Stamey von den DB’s hat em Solo-Album aufgenommen: ITS A WONDERFUL LIFE Neun Songs, die Stamey auf einer US-Tour im Herbst ’82 gespielt hat, erscheinen hier als Studiofassung. Stark rhythmusorientiert, sehr hart, manchmal erinnert es an die Cold-Turkey-Plastic-Ono-Band-Stimmung. Auch einige psychedelische/akusüsche Momente fließen ein. (Albion ALB 114, über IMS) (6) GOOD AS GOLD nennen die Red Rockers aus New Orleans ihre zweite LP Eine idealistische Band mit einer Vision von der Welt in ihrer Musik (das kennt man ja von den Clash), die durch mittelharte Gitarren & Drums bestimmt ist und rockige Melodien hat Sehr englischer Sound, mittlerer Punk (415 Record/ Columbia BFC 38629, IMS) (3)

James Pursey, der ex-Sham 69-Wirrkopf, nennt sich auf seinem neuen Solo-Werk REVENGE IS NOT THE PASSWORD nun James T. Pursey. Er läßt wieder allerlei Second-Hand-Philosophien über den Zustand der Welt & der Menschen los. eingebettet in eine Musik, die zwischen Rupert Hine und malenden Synthesizern liegt. (LP, Code Black CODE 01, über IMS) (3)

Am Ende noch ein akustischer & visueller Höhepunkt: eine Mint-LP -ENGIME SHUDDER – vom australischen Quartett The Moodists. Einfache, bedrohliche Baßstrukturen mit einer wütenden Rhythmusgitarre bestimmen den hackenden Sound. Und über allem em düsterer Gesang. Visionen von Tunnel und Tod. Vergleichbar mit Birthday Party. (Red Flame RFM 21) (5)