Romano

Copyshop

Vertigo Berlin/Universal

Auf seinem zweiten Album hebt der Berliner den deutschen Kitchen-Sink-Rap aus der Taufe.

Mütter haben es nicht leicht im HipHop. Entweder werden sie gefickt oder – was fast noch unangenehmer sein kann – von ihren rappenden, vor keinem Klischee zurückschreckenden Söhnen zur Heiligkeit verklärt.

Wenn aber Romano auf seinem zweiten Album COPYSHOP seiner „Mutti“ ein Hohelied singt, dann ein gänzlich anderes als das der Kollegen Bushido oder Sido. Denn die Mutter des Berliners ist eine „Königin der Vorstadt“, die von Implantaten träumt, lieber neuen Nagellack aufträgt statt sich die Hände zu waschen, und gern shoppen geht, allerdings ohne Portemonnaie.

Diese Heilige wird regelmäßig von der Polizei abgeführt, „aber man kennt sie schon seit Jahren und lässt sie wieder gehn“. Dieser Song mag prototypisch sein für die Herangehensweise des Teilzeit-Schlagersängers mit der kunstvollen Zopffrisur und einer Schwäche für Football-Jacken und fremde Hinterteile („Klaps auf den Po“ bleibt sein größter Hit): Ob Romano von seinem zwielichtigen „Anwalt“ erzählt oder vom paranoiden Stubenhocker „Ufo Joe“, der keine Verschwörungstheorie und keinen esoterischen Trend auslässt, dann wirft er selbst auf solche Karikaturen noch einen zugewandten, menschenfreundlichen Blick.

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Und wird so zur solitären Erscheinung im deutschen Rap: Romano gelingt es, Street Credibility mit Sozialarbeiter-Haltung zu versöhnen, er wirft einen Blick auf gesellschaftliche Randfiguren, ohne in Stereotypen zu versinken. Im Gegensatz zu seinem musikalisch auseinander driftenden, grundsätzlich aber noch unbekümmerten Erstling JENSEITS VON KÖPENICK, stützt sich COPYSHOP nahezu ausschließlich auf die neuesten Erkenntnisse der Trap-Forschung.

Über knackigen, spartanischen Beats, die lieber einen Tick zu eckig sind als vorhersehbar, liefert Romano knochentrockene Alltagsdramen ab. Nennen wir es die überfällige Geburt des bundesdeutschen Kitchen-Sink-Rap.