Satin Whale / Charline Wallenstein – A Whale of Time

Zwei deutsche Bands auf ungewohnten Pfaden. Satin Whale aus Köln haben ihr Vorhaben befolgt, nunmehr kürzere, kompaktere Songs darzubieten, ohne indes auf den bekannten Sound zu verzichten. Unterwegs ist dabei irgendetwas schiefgelaufen – meiner Theorie nach dies hier: Fast alle Musiker betonen immer wieder, daß das, was man gemeinhin Feeling nennt, unbedingt notwendig ist, um eine wie auch immer mitreißende Musik spielen zu können. Nun haben sich die vier Seidenwale in letzter Zeit parallel um ihr vorliegendes Album, um eine Kinderserie mit Hans darin und um den Soundtrack zum Film „Die Faust in der Tasche“ gekümmert und man könnte böswillig behaupten, da seien einige Tonbänder verwechselt worden – manches von der LP „A Whale Of A Time“ nämlich klingt eher nach Hintergrund für „Panorama“ von der ARD oder für einen lieblichen Spielfilm (besonders der Titelsong „A Whale Of A Time“ oder „Little Tune“). Andererseits ließe dies erhoffen, daß demnächst in der Kinderserie ein solch dichter, eingängiger und mit wirkungsvollem Saxophon-Solo von Herb Geller versehener Song wie „I Can’t Believe“ auftaucht. Wenn die Bänder verwechselt wurden was ja wohl nicht der Fall ist. Richtig meint das Firmen-Info, „A Whale Of A Time“ sei perfekt durcharrangiert, falsch liegt es, wenn vom Höhepunkt des bisherigen Satin Whale-Schaffens die Rede ist. „As a Keepsake“ klang engagierter, frischer, mit mehr Feeling halt. Und eben das ist es.

Wallenstein aus Mönchengladbach mit Chef Jürgen Dollase haben einen weit drastischeren Schwenk vollzogen: Weg von Pathos und Klassik und hin zum Pop. Die Band wirkt nun als Sextett und angelte sich mit Kim Merz einen hübsch rostig klingenden Sänger. Die Richtungsänderung hat sich insofern ausgezahlt, als die Band keine halbherzige Zwischenstation anpeilte, sondern sich konsequent zum Einfacheren, Knapperen und im positiven Sinne Simpleren drehte. Und da gibt’s denn manches Ohrwürmchen zu Hören, allen voran das prächtige „Charline“ selbst, das sogar als

Single ausgekoppelt wurde. Zwar ist dieser Pop-Rock nicht unbedingt mein persönliches Bier, aber Wallenstein haben den meines Erachtens richtigen Weg in breitere Popularität gewählt was Kraftwerk recht ist, sollte Dollase & Co billig sein. Und der Song „Charline“ in der Hitparade würde selbiger nur guttun.