Scorpions – Animal Magnetism
Ich habe in den letzten Tagen viel Hardrock gehört, aber die neue Scorpions-Scheibe hat mich umgehauen. Was sich auf „Love Drive“ bereits andeutete, hat sich auf „Animal Magnetism“ vollzogen: die Scorpions schufen eine perfekte Synthese aus knallhartem Heavy Rock und klaren eingängigen Melodien. Trotz aller Schwere und Power weisen spätestens die Refrains eine so starke Melodiösität auf, daß einige Songs fast Ohrwurm-Charakter besitzen. Deshalb sind die Scorpions wohl auch so ein erfolgreicher, beliebter Live-act. Bei Stücken wie z.B. „Steamrock Fever“ kann jeder gleichzeitig ausflippen und mitsingen. Okay, bei AC/DCs „Highway To Hell“ kannst du mitbrüllen, aber brüllen ist eben nicht jedermanns Sache.
„Animal Magnetism“ enhält neun Stücke, von denen fünf vom Typ und von der Qualität her durchaus mit „Steamrock Fever“ vergleichbar sind; allein durch „Only A Man“ und „Don’t Make No Promises“ wird die Platte zum Erlebnis. Bei „Hold Me Tight“ und „Falling In Love“ wurde auf den eingängigen Refrain verzichtet, dafür sind sie umso aggressiver. Dazu der krasse Gegensatz: „Lady Starlight , eine langsame Streicher-Nummer, in der Klaus Meine sehr einfühlsam seine Träume während kalter Winternächte schildert. Zum Schluß dann als Krönung der Titelsong, einer der besten Hardrock-Nummern schlechthin. Langsam, aber unaufhaltsam treibend, enorm ausdrucksvoll und von einer wahnsinnigen Spannung durchzogen. Hätten die frühen Black Sabbath mit diesem Song ihre schwarzen Messen abgehalten, wäre garantiert alles in Ekstase geraten.
Bevor ich die Platte hatte, hielt ich „Animal Magnetism“ als LP-Titel für ziemlich unglücklich. Aber jetzt weiß ich, daß er absolut passend ist; dies ist wirklich eine Platte mit animalischer Anziehungskraft. Irgendein Songfetzen bleibt immer hängen, schwirrt dir im Kopf herum und läßt dir keine Ruhe. Du mußt sie wieder auflegen, immer wieder…