The Byrds – Live at Royal Albert Hall, 1971

Ein Paradoxon: Berühmt wurden die Byrds ganz am Anfang ihrer Karriere als Dylan-Adepten, ihre besten Alben – younger than yesterday und THE notorious byrd brothers – gelangen ihnen 1967 und 1968, als aus der funktionierenden Band längst ein dysfunktionaler Haufen geworden war, verlassen von allen guten Geistern: von David Crosby und von Gene Clark, einem der großartigsten (und verkanntesten) Songwriter überhaupt. Es folgte das Intermezzo mit Gram Parsons. das das epochale sweetheart of the rodeo abwarf. Was indes spätere Byrds-Inkarnationen im Studio zusammen werkelten, durfte man getrost abhaken als „guter Durchschnitt mit gelegentlichen Highlights“. Wie anders-wir erinnern uns: Paradoxon -agierten Roger Mc-Guinn, Clarence White (g), Gene Parsons (dr) und John York, später Skip Battin(bg) dagegen auf der Bühne. Bislang legte untitled aus dem Jahr 1970 Zeugnis ab von den überragenden Live-Fähigkeiten dieses Quartetts, jetzt untermauert LIVE AT THE ROYAL ALBERT HALL, 1971 die These, dass die Byrds an guten Tagen eine Klasse für sich waren. Und jener 13. Mai 1971 war ein famoser Tag, wie diese Aufnahmen, die jahrzehntelang in McGuinns Garage vor sich hin schlummerten, beweisen: Vom Opener“Lover Of The Bayou“ bis zum finalen „Amazing Grace“ bezauberten die Byrds ihr Publikum mit einem faszinierenden Westcoast-Country-Folk-Rock-Mix, coverten Dylan („My Back Pages“), Lowell George („Truck Stop Girl“) und Jackson Browne („Jamaica Say You Will“), streckten den Showstopper „Eight Miles High“ auf 18 atemberaubende Minuten, wobei Mc-Guinn die Lyrics erst kurz vor Schluss beiläufig ins Mikro murmelte, und gönnten sich zwischendurch ein wundervolles Akustik-Set, u.a. mit dem Woody-Guthrie-Klassiker „Pretty Boy Floyd“ und einer ins Dylaneske gewendeten Lesung von „Mr. Tambourine Man“. Kurzum: „It was a great night, so l’m happy there’s a record of it“, wie McGuinn schreibt. Wir auch, Roger, wir auch.

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