Tom Ovans – Nuclear Sky

Ginge es auf dieser Welt einigermaßen gerecht zu, dann müßte einer wie Tom Ovans in der Spitzengruppe der Singer-Songwriter-Liga mitspielen. Weil die Welt aber schlecht ist, hat bei seinen beiden Alben INDUSTRIAL DAYS (1991) und INREAL CITY (1993) natürlich kein Mensch hingehört. Kurzerhand hat Onkel Tom jeweils fünf Tracks dieser beiden Platten plus fünf unveröffentlichte Songs auf eine gut einstündige CD gepackt und als NUCLEAR SKY neu herausgebracht. Kann sein, daß dies die letzte Chance ist, einen Mann kennenzulernen, der klingt, als hätten Bob Dylan und Lee Clayton wider alle Biologie – einen Sohn zur Welt gebracht. Ovans‘ nasales Timbre, sein Folk-Feeling, das selbst bei derbsten Rockern (‚Concrete Love‘) nicht verlorengeht, und seine Melodieführung erinnern an den leibhaftigen Zimmermann (‚Those Days‘, ‚High Stake Gambling Down‘), während er sich von Clayton die düstere Einsamer-Cowboy-reitet-durch-die-Wüste-Atmosphäre abgeguckt hat. Dazu spielt Doug Lancio eine Sandsturm-Gitarre, wie man sie zuletzt auf Lee Claytons Meisterwerk NAKED CHILD von Philip Donnelly gehört hat. Doch das Wichtigste: Ovans schreibt absolut eigenständige Songs der Güteklasse A zwischen folkig (‚Need I Say More‘, ‚Crazy‘, ‚Mr. Blue‘) und forsch (‚Whatcha Doing‘, Tm Going Down‘). „Let’s raise a glass to all these memories and one for her wherever she may be“, singt Ovans im Song ‚The Sailor‘. Okay, Tom, machen wir, aber dann heben wir unser Glas auf dich, den verkannten Vagabunden.