The Crow


Alptraumhafte Ruinen, surrealistisches Make-Up, düsterer Hardcore-Soundtrack von Nine Inch Nails, Stone Temple Pilots, The Cure und Pantera. Dazu der mysteriöse Tod des Stars Brandon Lee und mehr Blut als im Schlachthaus von Chicago. Das Erfolgsrezept für „"The Crow", den neuen Kultfilm der Generation X?

„The Crow“ (Die Krähe) ist einer der Sommerhits in den US-Kinos. Die Story basiert auf einem (gleich mitvermarkteten) Comic Buch von James O’Barr und ist schnell erzählt: der Held der Geschichte, sexy Rockmusiker Eric Draven (Brandon Lee), wird Zeuge der Vergewaltigung und Ermordung seiner Freundin – kurz bevor er selbst brutal erschossen wird. Eine mythologische Krähe (daher der Filmtitel) gibt dem toten Draven 48 Stunden Urlaub aus dem Jenseits, um die Tat zu rächen. Dreißig Leichen später ist Eric wieder auf dem Friedhof und der Film vorüber. Die Meinungen der Kritiker gehen auseinander. Das amerikanische U-Blatt „Entertainment Weekly“ nennt den Film wegen der brutalen Szenen eine „..stilistische Fehlleistung“, Englands NME bezeichnet „The Crow“ als „..die beste Rock’n’Roll Rachetragödie, die Tim Burton nie drehte.“ James O’Barr schrieb die Geschichte des Racheengels, nachdem seine Freundin vor seinen Augen vergewaltigt worden war. Die Ironie bei Filmen ist manchmal, daß das Leben die Kunst imitiert. So geschehen vor 15 Jahren, als 3 Monate nach dem Start des Filmes „China Syndrom“ der Reaktor des Three Mile Island Kernkraftwerks in die Erde zu brennen drohte. Nicht schon wieder Deja Vu, werden sich die Produzenten von „The Crow“ gedacht haben, denn der Film über den Rächer aus dem Jenseits fand eine makabre Parallele im Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee, dem Sohn des ebenfalls unter mysteriösen Umständen gestorbenen Kung Fu-Stars Bruce Lee. Brandon starb 11 Wochen vor Drehende an der Kugel einer falsch geladenen Stunt-Pistole. Brandon hatte gehofft, mit der Hauptrolle des Eric Draven in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters zu treten. Perverserweise gelang es ihm in einer Art, die keiner vorhergesehen hatte, und die den morbiden Kult um Vater und Sohn Lee erneut anheizte.

Der tragische Unfall des Hauptdarstellers stürzte die aufwendige Produktion ins Chaos. Nachdrehen mit Stunt-Doubles und Digital-Prozessen kostete zusätzliche 8 Millionen Dollar. Der australische Regisseur Alex Proyas, der bisher nur durch Videos für die Band INXS von sich reden gemacht hatte, verkroch sich nach Drehschluß im Busch, obwohl Hollywood den Newcomer nun mit Angeboten überhäuft. Und „The Crow“ hat Erfolg. Die Publicity um Brandons Tod schadete nichts, im Gegenteil: der Film schoß in der ersten Woche an die Spitze der Kino-Charts und hatte schon nach sechs Wochen über 45 Millionen Dollar eingespielt. Ein Trostpflaster für Produzenten Ed Pressman, auf dessen Resümee Hits wie „Conan“, „Wall Street“ oder David Byrnes „True Stories“ stehen. Pressman bedient sich gleich einer weiteren Kultfigur, um den „Crow“-Mythos zu kultivieren: „James Deans letzter Film, „Giants“, kam auch erst nach dessen Tod in die Kinos.“