The Residents


Viele Köche verderben den Brei. Doch im Fall der „Off-Beat-Nacht“ des Münchner Privatsenders Tele 5 schmeckte die Mischung. Unter dem Motto „Das große Erwachen karrten die Veranstalter die Haute Cousine der Independentszene auf eine Bühne. Die Godfathers, The Fall, Phillip Boa und die Residents in einem live übertragenen Konzert, das hatte es noch nicht gegeben.

Entsprechend groß war der Andrang am Eingang der Arri-Studios, über 800 Menschen standen sich zwischen Bar und Bühne auf den Zehenspitzen, der Rest klebte in einer anderen Halle vor der Leinwand. Campino, Sänger der Toten Hosen, kein Freund langer Reden, aber Verehrer harter Rockmusik, hatte die Ehre, die Godfathers anzusagen. Die Band war als Wecker fürs große Erwachen richtig gewählt. Roh, laut, schnell und rücksichtslos hievten sie den Rock’n’Roll auf den heutigen Stand und erwärmten die bedrängten Gemüter. The Fall hingegen im Anschluß waren ein Reinfall. Der als Hardcore-Ballett geplante Auftritt mit der Michael Clark Dance Company fiel ins Wasser. Zusätzlich gepeinigt durch den Weggang seiner Partnerin Brix machte Mark E. Smith böse Miene zum guten Spiel seiner Rest-Band und nörgelte dem Moderator Christian Eckert anscheinend sauertöpfisch ins Mikro.

Auch Phillip Boa, Querulant und Innovator aus Dortmund, konnte nicht so wie er wollte. Zum Vollplayback verdammt und von genervten Zuschauern mit fliegendem Bier bezahlt, hauchte er sein Set mit ungewollten Unterbrechungen durch die dicke Luft. The Residents allerdings konnten die großen Erwartungen mühelos einlösen. Seit 14 Jahren agiert die Kultgruppe aus San Francisco anonym hinter Masken. Um die Tarnung zu wahren, wurde der Gang bis zur Bühne von Ordnern leergefegt, damit ja keiner die Gelegenheit bekam, den Kunst-Köpfen die Maske abzuziehen. Dann tauchten im Schattenreich der Bühne drei außerirdische Cowboys auf. Unter den überdimensionalen schwarzen Hüten blinkten die Augen drei fremder Wesen. Ein viertes zerteilte die schwarze Luft mit seinen langen grünleuchtenden Haaren. Um ein Lagerfeuer aus phosphorisierenden Stäben verfremdeten sie den Square Dance zu einer unheimlichen Bewegung der dritten Art. Wolfsgeheul und knisternde Atmosphäre aus dem Sampler. Nach 20 faszinierenden Minuten ist der Spuk schon vorbei, löst sich die Spannung im Publikum. Die Hamburger Band Metallic Traffic, die kurzfristig für Laibach einsprangen, runden ein vierstündiges Underground-Spektakel ab, das man gerne öfter erleben möchte.