Die da oben

Vanessa Mai & AK Ausserkontrolle : Toxisch? Ja, bitte!


Gangsta-Rap und Schlager haben mehr gemeinsam, als beiden lieb sein dürfte. Die aktuelle Hitparaden-Kolumne von Julia Lorenz.

Es wäre wohl vermessen von uns, zu behaupten, dass Davut Altundal und Vanessa Mai sich viel zu sagen hätten. Regelrecht absurd klingt das, immerhin ist der Berliner Rapper Altundal, der unter dem Namen AK Ausserkontrolle zuletzt sein Album BLACKOUT veröffentlichte, bekannt für Deutschrap auf Anabolika, Mai hingegen für sonnige Schlager. Gerade hat sie ihr Projekt Wolkenfrei reaktiviert, jenen Act, mit dem sie in den Zehnerjahren ihre Karriere startete, mittlerweile nur noch betrieben von ihr allein.

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Aber hört man genauer hin, wirft man einen Blick in die Vergangenheit beider Acts, könnte man auf die Idee kommen, dass beide doch ein klein bisschen mehr miteinander gemein haben könnten als ihre aktuell hohe Chartsplatzierung. In „Supermodel“, einem Gangster-Rap Stück ohne einen Funken Witz oder erzählerischen Könnens, das viele Künstler mit harten Straßenstorys dann doch auszeichnet, schwärmt AK Ausserkontrolle von einer offenkundig attraktiven Frau, und zwar so dümmlich, dass es an Selbstdemontage grenzt: „Was für ein Ausblick, ich schmeiß’ ne Viagra / Und schwing’ die Liane wie Tarzan, oha.“

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So dümmlich, dass es an Selbstdemontage grenzt

Besagte Frau wird mit „mehr Woddi, als ins Glas passt“ gefügig gemacht, rappsingt AK, „denn genau so einer bin ich und ich darf das“. Soso. So offen gewaltvoll und hässlich wird es in der heilen Schlagerwelt natürlich nicht, ziemlich toxisch kann es dort allerdings auch zugehen: „Du bist mir gleich aufgefallen / Man hatte mich schon gewarnt“, heißt es im Wolkenfrei-Song „Volltreffer ins Herz“ von 2014, „Du wärest wirklich nicht ohne / An dir hätt’ sich manche schon die Finger verbrannt“.

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Gefährliche Männer, das lernen wir bei AK und lernten es auch bei Wolkenfrei, sind nun mal unwiderstehlich. Allein: Vanessa Mai scheint die Sache heute anders zu sehen. „Wahre Liebe tut nicht weh“ heißt ein Song auf ihrem aktuellen Album HOTEL TROPICANA, und er handelt davon, wie wohltuend es ist, sich bei jemandem safe zu fühlen. Da würde AK Ausserkontrolle, Davut Altundals Kunstfigur, bestimmt schon mal widersprechen.

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 06/2023.