All you need is Love


Am 16. April lief im ARD-Fernsehen Tony Palmers Serie „All You Need Is Love“ an. Wer dieses „Seminar“ in Sachen populäre Musik für sich noch ein wenig intensiver aufarbeiten will, kann zwischen der deutschen und der englischen Ausgabe des gleichnamigen Wälzers wählen. Wer im Englischen sattelfest ist, kann ganze 15,80 sparen, wenn er sich die Originalausgabe für 24 DM bei Taurus Press in Hamburg 76, Hebbelstraße 8, bestellt. Im Gegensatz zu dem englischen Paperback wird die deutsche Übersetzung von Droemer für DM 39,80 in Leinen angeboten.

Tony Palmer, ehemaliger Rockmusikkritiker beim Londoner „Observer“ und Regisseur verschiedener TV-Dokumentationen, faßt unter dem Titel „All You Need 1s Love“ das Ergebnis einer siebenjährigen Recherchenarbeit zusammen. Natürlich ist diese Aufbereitung der Entstehung und Entwicklung von dem, was bei uns unter dem Begriff „Populäre Musik“ läuft, persönlich gefärbt. Der Autor erhebt keinen Anspruch auf lexikalische Auflistung: seine Dokumentationen leben häufig von Stimmungsbildern.

Die Themen gehen über die volle Bandbreite. Palmer beginnt mit dem Versuch, die Wurzeln der schwarzen Musik zu ergründen. Die Kapitel Ragtime, Jazz, Blues. Vaudeville und Music Hall beschäftigen sich mit den Kinderschuhen des populären Unterhaltungsbusiness. Das umfangreiche Thema „Tin Pan Alley“ beweist dann sehr ausführlich, daß die sogenannten Hit-Fabriken keine Erfindung der Neuzeit sind. Schon Ende des vergangenen Jahrhunderts schickten sich clevere Autoren ohne nähere Notenkenntnisse an, die Welt mit Gassenhauern zu versorgen. Dieses Kapitel ist besonders wichtig, da es sich außerdem noch mit den Verflechtungen der amerikanischen Musik-Industrie beschäftigt.

Musical, Swing, Rhythm’n‘ Blues und Countrymusic sind die Stationen, über die Palmer dann schließlich zum Thema Rock’n‘ Roll kommt. Die Beatles-Ära wird inklusive der Hippie-Kultur und der Festival-Bewegung abgehandelt. Unter dem Leitbegriff „Sour Rock“ beschäftigt sich Palmer mit selbstzerstörerischen Tendenzen innerhalb der Rockmusik (Jagger, Joplin, Hendrix), streift unter „Glitter Rock“ Schlüsselfiguren wie David Bowie oder Bryan Ferry und schließt ab, indem er die neuen Tendenzen innerhalb der Rockmusik skizziert. Das Buch endet bei Patti Smith, Mike Oldfield und Bob Marley kurz vor Beginn der Neuen Welle. Und das ist schade. Palmer hätte sein Buch ein halbes Jahr später schreiben sollen.