Auf ihrem neuen Album erweitern Cassius einmal mehr die selbstgesteckten Grenzen.


Jahrelang hatten Phillipe Zdar und Hubert „Boombass“ Blanc-Francart sich als Stammproduzenten von MC Solaar eingeboxt. Doch sie beherrschten keineswegs nur das Repertoire der HipHop-Schläge. Zdar war als eine Hälfte von Motorbass maßgeblich an der Entwicklung der Pariser Techno-House-Szene beteiligt. Danach kam er wieder mit Boombass zusammen und feilte unter dem Namen Cassius an neuen Ideen. „House wurde früher besonders in HipHop-Kreisen als reines Schwulenvergnügen angesehen. Das wurmte uns ziemlich. Wir wollten es den Zweiflern richtig zeigen und stellen unsere Geräteso ein, dass sieden dreckigsten Funk-Sound der Welt ausspuckten“ Das war vor drei Jahren. Mit ihrem Debüt „1999“ hoben Cassius in Frankreich das Genre des Blaxploitation-House aus der Taufe, in dem sich danach auch Musiker wie Kojak, Alex Gopher oder Superfunk tummelten. Nur „Auf Dauer ist es nicht gut, wenn man seine Musik auf einen Punkt reduziert. Heute kann sich jeder ein Sample aussuchen und den passenden Beat darunter legen“, so Zdar. Als er und Boombass sich erneut an die Arbeit machten, wollten sie nicht wieder nach Regeln kämpfen, die sie selbst mit aufgestellt hatten. Also öffneten sie sich nach allen Seiten. Instrumente wurden ausprobiert, Methoden der Jam-Session aus dem Jazz übernommen und Gäste hinzuzitiert. Mit Jocelyn Brown konnte man durchaus rechnen – ihr „Somebody Eise’s Guy“ war in den Achtzigern ein Discorenner. Auch Leroy Burgess ist eine logische Verpflichtung – ihn hörte Zdar in Acid-House-Tagen ständig. Die Mitwirkung von Wu-Tang-Rapper Ghostface Killah hingegen ist eine dicke Überraschung. Doch Cassius wollten ihn unbedingt. „Auf seinem ersten Album war er sich nicht zu schade, Gefühle zu zeigen. Die hört man bei HipHoppem selten, das macht ihn anders.“

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