Futurebae im Interview: „Ich fühle mich Beyoncé“


Futurebae über Selbstmotivation und die Höhen und Tiefen des Berliner Datingdschungels.

In Zeiten von Ghosting, Breadcrumbing, Orbiting und anderen neuzeitlichen Phänomenen ist das Dating in der Großstadt oftmals zermürbend. Lina Winter a.k.a. Futurebae kann davon nicht nur ein Lied singen, sie hat dem Thema gleich den Titel ihres Debütalbums gewidmet. Auf BLA (berlin love affair) singt und rappt sie auf Deutsch über Dating und Herzschmerz, Partys und Selbstliebe in der Hauptstadt. Die Produktion klingt mit Rock-, Pop- und HipHop-Referenzen opulenter als auf den EPs.

Berlin Love Affairs: „Man sieht sie selten kommen und oft schnell gehen“

Beim Interview sitzt Winter in einem hippen Café in Berlin-Mitte, auf ihrem T-Shirt steht „I Love Breaking Hearts“. Das Shirt passt zum Song „trOstPflastEr“, auf dem Winter singt: „Mon ami, ich wär so gern in dich verliebt / Doch mein Herz liegt noch bei ihm / Und ich bleibe nur bei dir / Bis du meine Wunde schließt“ über schnellen Elektro-Pop-Beats. Was macht für sie eine „Berlin Love Affair“ aus? „Man sieht sie selten kommen und oft schnell gehen“, sagt sie abgeklärt.

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Aufgewachsen ist sie in einer kleinen Stadt in Schleswig- Holstein nahe der Nordsee, mit ihren Eltern zog sie in der Kindheit nach Thüringen. Nach dem Abitur studierte sie in Erfurt zunächst soziale Arbeit. Eher zufällig ergab sich der Beginn ihrer Musikkarriere im Jahr 2019. „Ich war mit Freunden in Erfurt feiern und bin zufällig bei der Jam-Party eines Kumpels gelandet. Da lag ein Mikrofon und ich hab einfach angefangen, zu singen. Dort habe ich meinen ersten Produzenten kennengelernt. Er hat mich ins Studio eingeladen und wir haben angefangen, in Erfurt Musik zu machen“, erinnert sie sich.

„Ich bin kompletter Drinnie“

Zunächst sah sie sich aber auch mit Selbstzweifeln konfrontiert, ob die eigene Stimme kraftvoll genug sei. Anfangs habe sie vor allem zu starken Frauenstimmen wie denen von Adele oder Beyoncé aufgeschaut. Die Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten Tilmann Jarmer und dem Rapper Dissy hat sie selbstbewusster gemacht. Im Herbst 2020 erschien die Debüt-EP K.T.U.L.E.S beim Erfurter Label Schabernack Records. Darauf rappte Winter vom Highsein und Raves. Diese Zeit beschreibt sie im Gespräch als ihre „wilde Ausgehzeit“ in Erfurt. Nach ihrem Umzug nach Berlin unterschreibt sie einen Plattenvertrag bei einem Majorlabel. Sie tourte mit der Antilopen Gang, Provinz und Fatoni.

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Während sie früher gerne die Nächte zum Tag machte, wird die Sektflasche heute lieber auf Tour geköpft. „Ich bin kompletter Drinnie. Vor Corona war ich ein bisschen mehr unterwegs, heute kann ich wahnsinnig gut alleine sein. Ich liebe es, in meinem Bett zu liegen und Serien zu gucken. Den Partyvibe habe ich, wenn ich Festivals spiele. Ich seh’ mich nicht in dunklen Clubs die Nacht zum Tag machen, das ist es irgendwie nicht. Die Phase ist rum, ab jetzt will ich nur noch Netflix“, sagt sie und lacht.

„Egal, was man erlebt hat, es kann etwas Tolles kommen“

Die Inspiration ihrer Texte schöpft sie aus ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen ihrer Freund:innen, aber auch aus Filmen. „Liebesfilm, Timothée Chalamet / Ich wär neidisch, würd ich uns so sehen“ singt sie auf dem eingangs erwähnten „trOstPflastEr“. In „sLay QuEen*“ geht es dagegen um Selbstmotivation: „Ich sage gerne, ‚Ich fühle mich Beyoncé‘. Das heißt, ich fühle mich krass selbstsicher, stark und heiß. Dabei saß ich im Studio und hatte nicht so einen guten Tag, war heartbroken und schlecht drauf. Ich wollte einen Song machen, der mich in dem Moment empowert und mir ein gutes Gefühl gibt.“

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Am Ende des Gesprächs bleibt noch die Frage: Welche Learnings hat sie aus dem Datingdschungel Berlins gezogen? „Es kann sehr gesunde und tolle Liebe geben. Egal, was man erlebt hat, es kann etwas Tolles kommen. Man muss offen sein, sich den Dämonen unter dem Bett stellen, dann kann etwas Großartiges entstehen.“ Am Ende ihrer Ausführung fügt sie noch ein „Slay“ hinzu.

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Interview / Text: Louisa Zimmer