Hitparaden-Kolumne „Die da oben“

Hodenherz, Mieze Musch-Musch und Co.: Was die Comedy-Mittelalter-Band Feuerschwanz mit „Highlander“ zu tun hat


Ist der Erfolg der Comedy-Band Feuerschwanz zu verstehen? Schwer, aber geil ist’s schon! Eine Kolumne von Julia Lorenz.

Neulich habe ich „Highlander“ geschaut, Sie wissen schon, diesen Film über einen Unsterblichen, der gegen andere Unsterbliche kämpft (denn: „Es kann nur einen geben“, warum auch immer). Nachdem ich diesen RTL2-Nachtprogramm-Klassiker von 1986 jahrelang als öden Papa-Streifen abgespeichert hatte, war ich nun, mit Neujahrskater auf dem Sofa, völlig bezaubert von seiner Größe. Weil Christopher Lambert über fast zwei Stunden exakt einen Gesichtsausdruck hat, und weil alles so toll durcheinandergeht (Mittelalterquatsch, Steampunkquatsch, Kampfszenen mit albernen Flikflaks und abgeschlagenen Köpfen), dass man nie so ganz weiß, was an diesem Turbo-Unsinn unfreiwillig komisch ist.

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Ich erzähle Ihnen das, weil eine ähnliche Frage auch die Musik der absurd erfolgreichen Erlanger Mittelalter-Comedy-Band Feuerschwanz beim ersten Hören aufwirft. Die nämlich haben sich 2004 als Antwort auf das bierernste Tönen ihrer Szene-Kollegen gegründet − und treiben den ganzen Ritter- und Kämpfer-Schmu zu ungekannter Blüte. Ein Song über Wikinger („Untot im Drachenboot“)? Logo, aber dann sollten die Mannen auch noch Zombies sein! Ein Stück namens „Warriors Of The World United“? Hell yes, und natürlich kämpfen im Video sexy Kriegerprinzessinnen.

Ein Sieg des tollen schlimmen Geschmacks

Prima auch, dass sich die Bandmitglieder Hauptmann Feuerschwanz, Johanna von der Vögelweide, Hans der Aufrechte, Prinz R. Hodenherz III, Jarne Hodinsson, Rollo H. Schönhaar, Mieze Musch-Musch und Mieze Myu nennen. All das ist so klasse bescheuert, aber halt auch Mittelalter-Metaltypisch genug, um zum einen „liebevolle“ Hommage zu sein – und zum anderen infrage zu stellen, wie zur Hölle manche Leute dieses Genre mit heiligem Ernst feiern können.

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Das Album MEMENTO MORI von Feuerschwanz ist Anfang Januar 2022 auf Platz 1 der deutschen Albumcharts eingestiegen. Ein Sieg des tollen schlimmen Geschmacks, der mich dazu ermutigt, mich niemals dafür zu entschuldigen, dass ich mir das „Highlander“ Remake mit Henry „The Witcher“ Cavill definitiv anschauen werde.

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 03/2022.