Lust und Leid


Wenn hinter einem großen Mann eine Frau steht, die Nancy heißt, muß es wohl schlimm enden.

Auf die Banalformel Fuck + Junk — Punk reduziert „Repoman“-Regisseur Alex Cox sein Docudrama „Sid & Nancy“. Der US-Jungfilmer ist tatsächlich der Ansicht, daß die Liaison Dangereuse zwischen dem angefixten Bassisten (Gary Oldman) Vicious und dem hysterischen Groupie (Chloe Webb) aus Philadelphia das Interessanteste an der kompletten Sex Pistols-Bio sei. Deshalb habe er diesen Film gemacht.

„Sex is boring ugly hippie shit“, sagt Sid gleich zu Anfang. Leider trifft dies auch auf Cox‘ dramaturgisches Windei ohne Dotter zu. Die Lustund Leidensgeschichte des Punk-Parade-Pärchens quält sich über 111 lange Minuten, in denen mindestens 333mal „fuck“ geschrien wird. Cox reicht es, eine nervtötende Litanei von Tränen, Turkeys und Psychoterror auf den Zuschauer niederprasseln zu lassen, der sozialpolitische Background bleibt weitestgehend ausgespart. Seine Szenen einer Punk-Ehe kommen zur schludrigen Milieuschilderung. Als Intermezzo gibt’s ab und an Auftritte der unsäglichen Sex Pistols-Doubles, die so authentisch sind wie die Beastie-Parodie „The Rutles“.