Mark Knopfler: Kaffee und Kippen


Mark Knopfler über Solotouren und Dire Straits-Comeback

Es ist zehn Uhr am Morgen. Zu früh für Mark Knopfler. In Motorradhose und kariertem Baumwollhemd irrt der Dire Straits-Boß orientierungslos in seinem Londoner Büro umher. Er ist auf der Suche nach Kaffee. Es war spät gestern Abend. Mit seiner Session-Band, den Notting Hillbillies, gab er ein Wohltätigkeitskonzert in einem Club. Knopflers Gitarre wechselte nach der Show für 11.000 britische Pfund den Besitzer, das Geld soll der Erforschung von Kindersterblichkeit dienen. Zwei Tassen „ultra-schwarz“ später und mit der Kippe im Mund äußert sich Herr Knopfler dann zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben eines Superstars: „Ich rauche gerne, wenn ich über Musik rede. Irgendwie gehört das zusammen. Es ist furchtbar, wenn du in amerikanischen Clubs Rhythm & Blues spielst und sie dich kreuzigen wollen, weil du rauchst.“ Tja. Ob er denn vielleicht auch etwas zu den vergangenen drei Jahren seit dem letzten Lebenszeichen der Dire Straits sagen könne? „Ich kann mich zwar momentan an nichts Konkretes erinnern, aber irgendwie gab es immer etwas zu tun“, meint der inzwischen leicht ergraute Gitarrenmeister achselzuckend. Ist ja interessant. Nachhilfe gefällig? Neben dem von der Fachwelt geschätzten, von den Fans jedoch weitestgehend ignorierten Duett mit Chet Atkins gastierte er auf Waylon Jennings‘ ‚Learning The Game‘. Ein Jahr später dann das Königstreffen: Stratocaster-King Knopfler trifft Sonny Landreth, den König der Slide-Gitarre, für dessen Album ‚South Of I-10‘. Die Wellenlänge stimmte, und so bat Knopfler gleich zur Retourkutsche für sein eigenes Album ‚Golden Heart‘. Damit hatte der Brite seine Wunschbesetzung zusammen: Sean Keane, Paul Brady und Guy Fletcher sorgen auf Knopflers Solo-Album für keltische und schottische Klänge, Sonny Landreth, Vince Gill und Jo-El Sonnier für Country- und Cajun-Einflüsse. „Mich reizte der Ansatz, wo weiße und schwarze Musik Berührungspunkte haben, wo verschiedene Kulturen aufeinandertreffen und sich wechselseitig inspirieren.“ Nein, wie spannend. Im Sommer geht’s dann auf Solo-Tour, was jedoch nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Swing-Sultane sein soll. Erst unlängst traf er Dire Straits-Bassist John Illsey zur Lagebesprechung. „Wir dachten, wir sollten irgendwann wieder einmal ein paar Konzerte spielen – wir fanden das eine gute Idee.“ Und wir erst.