Per Gessle


So ein Schweden-Schmus: Bei seinem Kunst-Produkt Roxette als Soft-Bruder von Marie Fredriksson im permanenten Weichspülgang durch Europas Charts fahrend, entpuppt sich Per Gessle im ME/Sounds-Blind Date als Kenner der harten Fraktion — beim Metal wird er zum wilden Elch.

lan Gillan: „Toolbox“

„Klarer Fall: Kommerzieller Heavy Metal der gewöhnlichen Art. Kaufen würde ich mir diese Scheibe nicht. Beim Sänger tippe ich auf lan Gillan. Er ist zweifellos ein ganz Großer und wollte hier wohl mal etwas Neues ausprobieren. Ohne Erfolg — der Song ist einfach zu durchschnittlich.“

Extreme: „Hole Hearted“

„Das können eigentlich nur diese Amerikaner Extreme sein. Auch diese Nummer hat das Zeug zu einem Hit. Trotzdem finde ich es merkwürdig, daß ausgerechnet eine harte Funk-Metal-Band wie Extreme nach ,More Than Words‘ noch eine Akustik-Ballade als Single veröffentlichen. Der Schuß kann sehr schnell nach hinten losgehen. Denn die Leute kaufen ihre Musik inzwischen ausschließlich wegen der langsamen Schleicher und auf der LP ist dann nur harter Rock.“

van Haien: „The Dream Is Over“

„Der Sanger ist offensichtlich bei AC/DC in die Schule gegangen, während der Gitarrist wohl bei Van Haien gelernt hat. Nun gut, die Gitarre ist es denn auch, die diesen allzu durchsichtig komponierten Song vor der Bedeutungslosigkeit rettet.“

Dire Stralts: „Heavy Fuel“

„Mark Knopflers Fingerpicking auf der Gitarre war schon immer etwas ganz Besonderes, auch wenn der Song insgesamt zu den eher schwächeren gehört. Schon .Calling Elvis“ war ziemlich lausig und hat mir die Lust am neuen Album vermiest.“

D.A.D.: „Bad Craziness“

„Ist das John Mellencamp? Es konnten gut und gern auch die Stones oder New York Dolls sein. Der Sänger reißt alles heraus. Halt mal, jetzt dämmert’s mir: Hier ballern die Dänen, die sich früher mal Disneyland After Dark nannten. Sie haben den großen Durchbruch längst verdient — sie bringen immer wieder tolle Sones und witzige Videos.“

Die Toten Hosen: „Carnival In Rio“

„Versucht hier eine alte Punk-Combo von anno Tobak ihr Comeback? Der Typ, der da gleich zu Beginn den Mund aufmacht, muß Ronald Biggs sein, so wie der rumgröhlt. Ich muß gestehen, ich war nie ein Punk, fand es aber andererseits toll, daß damals jeder auftreten oder eine Band gründen konnte, ohne sein Instrument überhaupt zu beherrschen, geschweige denn singen zu können. Punk war das Beste, was der populären Musik der letzten 20 Jahre widerfahren ist.“

Bad English: „Straight To Your Heart“

John Waite läßt grüßen. Er ist einer der besten Sänger, die ich kenne, aber nicht einmal sein überragendes Organ kann dieses Allerwelts-Mainstream-Rock-Gedudel auch nur halbwegs erträglich machen.“

Ozzy Osbourne: „No More Tears“

„Ozzy rules! Ein ansprechendes Stück, das mich ein wenig an Metallica erinnert, die ja bekanntlich auf seine erste Band, Black Sabbath, stehen. Und wieder geistern Hexen und Schlösser durch den Raum, nur hüllen sie sich jetzt in ausgesprochen kommerziellen Musik-Nebel. Wahrscheinlich braucht Ozzy dringend Kohle.“

Doro: „Fall For Me Again“

„Die Sängerin kommt garantiert nicht aus England oder Amerika. Trotzdem — eine Stimme, die ich gleich aufs erste Hören hin lieben könnte. Die Produktion ist mir dagegen zu zahm und das Arrangement zu aufwendig.“

Bryan Adams:

„Can’t Stop This Thing We Started“

„Ich bin ein erklärter Fan von Bryan Adams und seinem Produzenten Robert .Mutt‘ Lange. Nur, die Robin Hood-Ballade hat mir weit besser gefallen als dieser Song, der zudem mehr nach Rod Stewart als nach Bryan Adams klingt.“

Dance With A Stranger: „Atmosphere“

„Sofort abschalten! Der Song ist wenn überhaupt Futter fürs Radio, mehr nicht. Der Sänger dieser norwegischen Band hat durchaus Soul in der Stimme, nur geht der im Rahmen des allgemeinen Pop-Gesülzes gnadenlos flöten. Falls sie mal wirklich knackige Songs brauchen, mögen sie mich anrufen.“