Punk zum Lesen


Die Pflichtlektüre zum Thema: fernab aller Modeerscheinungen bringen zwei Bücher die Theorie auf den Punk(t).

Wer glaubt, daß Punk nur aus drei Akkorden bestand, wird vom britischen Musikjournalisten Jon Savoge eines besseren belehrt. In „England’s Dreaming* (Faber) wird die Bewegung als Kulturphänomen in allen Details aufgeschlüsselt. Savages Buch ist dabei mehr als eine bloße Musikgeschichte. Seine Entstehungsgeschichte des Punk ist eine kunst-philosophische Abhandlung über einen Teil jugendkultureller Revolution in England, die vor allem den Boden auf dem sie entstanden ist und ihre zentrale Figur Malcolm McLaren beleuchtet. „England’s Dreaming“ ist keine lockere Unterhaltungsliteratur, sondern sucht nach tieferen Erklärungen einer Episode im Musikgeschäft, die einzigartig bleibt. Und ist gerade deswegen so spannend.

„In The Fascist Bathroom“ hat Greil Marcus, die Eminenz amerikanischer Rockkritiker, seine Essay-Sammlung der letzten fünfzehn Jahre genannt. Untertitel: „Writings On Punk“. Ansatz: Punk als Geisteshaltung, die sich heute genauso wieder finden läßt wie damals, die Springsteens „Nebraska“ für ihn genauso innehatte wie Costellos „King Of America“. Die Querbezüge und Gedankensprünge, mit denen Theoretiker Marcus seine Ideen ausbreitet, sind aufregender zu lesen als mancher Krimi, und so brilliant wie bösartig. Heute reicht es eben nicht mehr, nur ,No Future“ blöken.