Quincy Jones – Alle lieben Quincy


Von Lionel Hampton über Michael Jackson bis zu Ice-T: Die Karriere des Quincy Jones deckt vier Jahrzehnte Musikgeschichte ab. Jetzt zollen ihm die Freunde in einer Kino-Dokumentation Tribut. Feinde scheint er gar keine zu haben.

Wenn Quincy Jones zu einem Musiker gefragt wird, mit dem er gearbeitet hat, oder zu einem Ort, an dem er gelebt hat. dann fällt ihm die Antwort oft nicht einfach: „Manche Fragen wecken Erinnerungen, die wie 17 Nebenßiisse wirken, die in einen Strom münden“, erklärt Jones. Regisseurin Ellen Weissbrod tat ihr Bestes, ihren Film über den Musiker, Komponisten. Dirigenten und Produzenten entsprechend zu schneiden. „Listen Up“. eine ungewöhnliche Musik-Dokumentation, die ungewöhnlicherweise ins Kino kommt, würde MTV alle Ehre machen. Statements der unzähligen Jones-Freunde und Kollaborateure wie Frank Sinatra. Ray Charles oder Dizzy Gillespie überlappen regelrecht, springen assoziativ durch die Jahre und Musikstile. Chronologie spielt keine Rolle.

Quincy Jones, geboren am 14. März 1933 in Chicago, wurde als 17jähriger Trompeter von Lionel Hampton in dessen Orchester aufgenommen, und sorgte bereits kurz später für Hampions Orchester-Arrangements. Seitdem arbeitete Jones mit Count Basie. Ella Fitzgerald, Frank Sinatra — man bekommt den Eindruck. Jones arbeitete mit allen, die sich in den letzten vier Jahrzehnten als Musiker einen Namen machten. Jones schrieb Soundtracks zu über 30 Filmen, darunter „Kaltblütig“, „The Wiz“ und „Die Farbe Lila“.

Jones war dreimal verheiratet, hat vier Kinder und wurde dreimal geschieden. Die Schuld daran schreibt er sich selbst, seiner Arbeitswut und seinen 12- bis 14-Stunden-Tagen zu.

Warner Brothers beweisen mit „Listen Up“ zum dritten Mal Mut in Sachen Musik im Kino. Wie die John-Lennon-Biographie „Imagine“ und die Thelonius Monk-Dokumentation „Straight No Chaser“ wird auch die Quincy Jones-Doku erst auf Video und irgendwann im Fernsehen ein größeres Publikum erreichen. Durch technisch einwandfreie Transfers von Videomaterial auf Film und astreine Musikaufhahmen u.a. von der Studioarbeit zu Jones‘ letztem Solo-Album „Back On The Block“ ist „Listen Up“ mit 114 Minuten Länge auch im Kino ein Genuß.

Neben Dutzenden von Interviews und Archiv-Clips läßt Regisseur Weissbrod auch den Mann zu Wort kommen, der seine Karriere wie kein anderer Quincy Jones verdankt. Nur zu Wort kommt Michael Jackson, denn filmen lassen wollte er sich nicht.