Beach Boys

M.I.U. Album

EMI Japan

Sitzt der alte Beach Boys-Fan im Ohrensessel und starrt auf seine BBs-Plattenkollektion. Je weiter sein Blick zu den neueren Produktionen schweift, je mehr runzelt er die Stirn: „15 Big Ones“ und „Love You“ – nett, aber was soll’s. Die alten Zeiten sind wohl dahin. Kriegt der alte BBs-Fan die aktuelle Platte’seiner Lieblinge in die Hand und liest „M.l.U. Album“, was eigentlich „Maharishi International University Album“ bedeutet, erblickt gar noch etwas wie ,,Jai Guru Dev“ und stöhnt was von Nu-sind-se-total-hinüber. Der alte BBs-Fan beschließt bekümmert, das Beach Boys-Kapitel für die Zukunft ad acta zu legen und als Grabgesang die neue LP quasi als Pflichtübung möglichst leise anzuhören. „She’s Got Rhythm“ ertönt – na, hat der Brian Wilson zufallig nochmals was Nettes zusammengeschustert, lustig, sonnig , frohgestimmt. „Come Go With Me“, 1957 ein Hit für die Del Vikings, klingt überraschenderweise ebenfalls unbeschwert und fröhlich…. sollte etwa….?

Nach dem vierten Song, „Kona Coast“, hat der alte Fan erheblich lauter gestellt, ’ne Flasche Wein entkorkt und das fünfte Stück, Buddy Holly’s „Peggy Sue“, schon mitgesungen. Nach 14 Minuten ist die erste Seite schon zu Ende ein uraltes Beach-Boys-Merkmal. Seite zwei dauert nicht viel länger und bringt mit „Sweet Sunday Kinda Love“, „Pitter Patter“, „Matchpoint Of Our Love“ und „Winds Of Change“ erneut Beach Boys nahe der Bestform, wobei übrigens keiner der übrigen Songs unterdurchschnittlich ist – eine Seltenheit bei den Beach Boys der letzten Jahre. Warum nun die BBs plötzlich wieder ’ne gute, schöne, sonnige, simple, irre Platte geschafft haben, ist mir schleierhaft, denn es handelt sich beim „M.I.U. Album“ um eine Restschuld bei der alten Firma Reprise – und normalerweise pflegen Rockbands dabei Schrott abzuliefern. Nun sind die Beach Boys ja seit Jahren anders als die anderen, und diesmal im guten Sinne. Vielleicht steckt die Tatsache, daß die Ur-Formation, also dreimal Wilson plus Love plus Jardine, wieder auf der alten Basis arbeitet: vorwiegend Brian Wilson-Kompositionen. Sicher ist von Vorteil, daß die Jungs beinahe AN-DAUERND SINGEN, abwechselnd, solo, zusammen, kreuz und quer und gegenläufig. Und daß man sich auf einfache, knappe Songs konzentriert hat. Jedenfalls klingt die neue LP so, wie folgende Zeilen aus „Kona Coast“ erwarten lassen: „Suntanned beauties are everywhere…. I wanna go surfin‘ ….. do you wanna come along with me?“ Der alte Beach Boys-Fan steht schon kurz vorm freudigen Kollaps….